Rangierbahnhöfe

Güter können leider nicht selber umsteigen, deshalb muss man Lösungen finden, um sie ans richtige Ziel zu bringen.

Am praktischsten sind Ganzzüge, die Güter von einem Punkt zu einem anderen transportieren, z.B. von einem Hafen zu einer Industrieanlage oder zu einem Kraftwerk, von einer Mine zu einem Hafen oder zwischen verschiedenen Standorten eines Industrieunternehmens.

Meistens ist aber der Verkehr zwischen zwei Punkten jeweils zu klein, um eigene Züge zu rechtfertigen und da muss man mehr Verkehr in jeweils einem Zug bündeln. Um die Ware doch noch ans Ziel zu bringen, gibt es grundsätzlich zwei Strategien: Entweder man lädt die Ware um oder man stellt die Züge jeweils nach einer längeren Fahrt neu zusammen. Der erste Ansatz ist für Container sicher machbar, solange ein Container wirklich nur Ladung für einen Empfänger enthält, und war zumindest früher für „Stückgut“ auch üblich. Eine andere, heute häufig anzutreffende Variante ist der sogenannte Wagenladungsverkehr, bei dem ein einzelner Güterwagen (oder eine kleine Gruppe von Güterwagen) von einem Startort zu einem Zielort gebracht werden soll. Dafür werden die Güterwagen aus einer Umgebung gesammelt und zu Zügen zusammengestellt, die zu Knotenpunktbahnhöfen oder Rangierbahnhöfen fahren. In Deutschland nennt man kleinere Rangierbahnhöfe „Knotenpunktbahnhof“ oder tat es zumindest noch, als ich die entsprechenden Bauingenieurvorlesungen gehört habe. Letztlich ist die Unterscheidung aber mehr in der Rolle der Anlage im Gesamtsystem zu sehen und Knotenpunktbahnhöfe und Rangierbahnhöfe sehen sehr ähnlich aus. Dort werden die Züge in einzelne Wagen oder Wagengruppen zerlegt und diese werden zu neuen Zügen zusammengestellt. Moderne Rangierbahnhöfe haben einen Ablaufberg und der Zug wird in entkuppeltem Zustand über den Ablaufberg geschoben. Die einzelnen Wagen oder Wagengruppen lösen sich und rollen über viele Weichen auf das richtige Gleis. Dort muss der Wagen auf das richtige Tempo abegebremst werden, damit er gerade noch bis zum dort stehenden Zugteil rollen kann. Früher gab es dafür Hemmschuhleger, die die Geschwindigkeit des Wagens geschätzt haben und einen kleinen Keil der passenden Größe vor ein Wagenrad legten, um ihn abzubremsen. Vielleicht gibt es den Beruf noch vereinzelt, aber schon in den 1960er-Jahren hatten moderne Rangierbahnhöfe eine Gleisbremse, bei der Metallbalken mit entsprechender Dosierung gegen die Spurkränze der Wagen gedrückt wurden, um sie zu bremsen. Natürlich kann man die Geschwindigkeit des Wagens messen und die Dosierung berechnen.

Manchmal kommt noch eine zweite Sortierung danach zum Zuge, um die Wagen innerhalb der neu zusammengestellten Züge zu sortieren. Das ermöglicht es, unterwegs ohne einen Knotenpunktbahnhof oder Rangierbahnhof in Anspruch zu nehmen eine Wagengruppe am Schluss des Zuges abzuhängen.

Alternativ zum Ablaufberg kann man auch durch „Abstoßen“ rangieren. Dabei fährt die Lok gegen einen stehenden Zug un der erste Wagen rollt dann weg und auf das entsprechende Gleis. Ich habe das 1987 in Mo i Rana in Norwegen einmal gesehen, dass das praktiziert wurde, aber es ist sicher nicht sehr verbreitet und auch nicht sehr effizient. Man könnte auch meinen, dass es nicht sehr materialschonend ist, aber Schienenfahrzeuge sind natürlich sehr robust.

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