Olten ist so ein Ort, den in der Schweiz jeder kennt, auch wenn er nur etwa 17’000 Einwohner hat, was ja noch ginge, aber vor allem keine Kantonshauptstadt ist. Das ist Solothurn mit noch weniger Einwohnern, aber dafür dem passenderen Namen. Dass Olten nun zum Kanton Solothurn gehört, ist eigentlich nicht so wichtig, außer für die Schweizer, weil davon vieles abhängt, z.B. wie hoch die Steuern sind und wie die Schulen sind u.s.w. Und natürlich wie man sich fühlt. Die Ausländer, die in der Schweiz wohnen, finden meistens die Steuern in jedem Kanton niedrig genug, zumindest in den ersten Jahren…
Olten ist aber nicht für seine Kantonszugehörigkeit bekannt, sondern eher für seinen Bahnhof. Man muss sich etwa den Bremer Hauptbahnhof vorstellen, aber mit einem Gleis mehr. Oder eines weniger als im Kölner Hauptbahnhof. Oder zwei weniger als im Hamburger Hauptbahnhof, wenn man die S-Bahn-Gleise mitzählt. Man hat die Bahnstrecken zwischen den (für Schweizer Verhältnisse) bedeutenden Städten Zürich, Bern, Basel und Luzern so gebaut, dass sie sich alle in Olten trafen. Von den sechs Verbindungen zwischen diesen vier Städten verläuft nur Zürich – Luzern definitiv nicht über Olten. Zürich Basel hat zwei zeitlich etwa gleich lange Alternativen, von denen eine über Olten verläuft, aber wegen einer regulär benutzten Verbindungskurve wird der Bahnhof auch von diesen Zügen knapp vermieden. Ähnliches gilt für die Züge von Bern nach Luzern. Und für die Güterzüge von Basel nach Luzern und weiter über die Gotthardstrecke ins Tessin und nach Italien gibt es eine östlichere Alternativroute über Brugg und Rotkreuz. Und die ICs von Zürich nach Bern halten nur zu Randzeiten in Olten. Es gibt aber halbstündlich von Olten nach Zürich und nach Bern jeweils Züge, die ohne Halt die ganze Strecke fahren und Züge, die ein paar Halte haben. Sogar die alle zwei Stunden verkehrende ICE-Linie von Berlin nach Interlaken-Ost hält dort und ersetzt dann, wenn sie fährt, jeweils den IC von Basel nach Bern.
So werden recht viele Verbindungen, die durch die Gegend von Olten führen oder zumindest führen könnten, umsteigefrei angeboten. Trotzdem gibt es genug Verbindungen, für die sich ein Umsteigen in Olten anbietet und das führt dazu, dass dieser Bahnhof 80’000 Fahrgäste am Tag hat, was zwar nur 2/3 der Anzahl der Fahrgäste des Bremer Hauptbahnhofs ist, der das auch noch mit einem Gleis weniger schafft, wo aber dafür zumindest alle Reisezüge auch halten. Und es sind mehr Fahrgäste als in den Hauptbahnhöfen von Kiel und Lübeck zusammen. Mit über 1000 Zügen pro Tag ist das die Nummer zwei nach Zürich in der Schweiz, wobei auch die durchfahrenden Reise- und Güterzüge mitgezählt werden.
Die Bahnstrecken sind zur Zeit eine zweigleisige nach Luzern, zwei zweigleisige nach Bern, eine weitgehend viergleisige in Richtung Zürich, die aber gerade östlich von Olten noch einen zweigleisigen Engpass aufweist, dessen Beseitigung gewünscht wird. In Richtung Basel gibt es zwei Bahnstrecken, eine führt durch einen längeren Tunnel unter dem Jura hindurch, die andere überwindet mehr Höhenunterschied und dient dem Regionalverkehr und als Ausweichstrecke. Nach Solothurn, Biel und Neuenburg gibt es eine weitgehend zweigleisige Strecke, wobei als Alternative ein Teilstück der Neubaustrecke in Richtung Bern und dann eine kurze Verbindungsstrecke genutzt werden kann. Eine Verbindungskurve führt von Basel kommend an Olten vorbei in Richtung Zürich. Etwas weiträumiger in der Nähe von Olten gibt es auch eine Verbindungskurve von Bern in Richtung Luzern und noch etwas weiter weg gibt es von der aus Luzern kommenden Strecke eine Abzweigung mit einer eingleisigen Strecke nach Lenzburg, die etwa parallel zu der Strecke Olten – Zürich läuft, mit deren einem Zweig sie sich in Lenzburg vereinigt, während der andere etwas nördlicher über Brugg und Baden einen kleinen Umweg macht.
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