Die Bahnverbindungen von Deutschland in die Schweiz sind bekanntlich sehr gut. Das gilt vor allem auf der Rheinstrecke nach Basel, wenn sie wenigstens wenigstens wieder offen ist. Dort baut eine für 200-250 km/h ausgebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke. Außerdem wird der längste durchgängig mit vier mehr oder weniger nahe beieinander liegenden Gleisen versehene Streckenabschnitt dann von Minden in Nordrhein-Westfalen nach Basel führen. Auch im Regionalverkehr sieht es gut aus, meist wird dort oft grenzüberschreitend gefahren, auch in Koblenz/Waldshut, Schaffhausen/Singen, Schaffhausen/Erzingen und Konstanz/Kreuzlingen. Die Fernverbindungen von der Schweiz nach München und Stuttgart sind im Moment nicht so gut, sogar schlechter, als sie einmal waren, aber man vertröstet auf die Zeit nach dem großen Ausbau dieser Strecken, wenn alles besser werden soll. Diese relative gute Zusammenarbeit lässt sich vielleicht mit der gemeinsamen Sprache erklären, die einerseits zu mehr grenzüberschreitenden Verkehrsbedürfnissen führt, andererseits aber auch die Zusammenarbeit erleichtert.
Wie sieht es nun also mit Österreich aus, wo man die gleichen Vorteile auch hätte?
Es gibt einige Grenzübergänge für die Bahn nach Österreich. Von Ost nach West sind dies:
- (Nürnberg -) Passau – Linz (- Wien) mit ICEs alle zwei Stunden und stündlichem Regionalexpress
- Mühldorf – Braunau mit Umsteigeverbindungen mit Regionalbahnen etwa alle 1-2 Stunden
- (München/Landshut -) Mühldorf – Freilassing – Salzburg (- Wien): zur Zeit alle zwei Stunden ein Regionalexpress
- (München/Innsbruck – ) Rosenheim – Salzburg (- Wien): stündliche ICs/Railjets von Innsbruck nach Salzburg ohne Halt in Deutschland, alle zwei Stunden EC/Railjet von München nach Salzburg, stündliche Regionalbahn von München nach Salzburg, 5-6 mal pro Stunde Regionalverkehr von Salzburg nach Freilassing
- (München/Salzburg -) Rosenheim – Kufstein – Innsbruck (- Brenner): stündliche ICs/Railjets von Innsbruck nach Salzburg ohne Halt in Deutschland, alle zwei Stunden ECs über den Brenner nach Verona, stündliche Regionalbahn mit Umsteigen in Kufstein
- (München -) Mittenwald – Innsbruck: alle zwei Stunden ein Regionalexpress, einzelne Regionalbahnen dazwischen
- (München -) Garmisch-Partenkirchen – Ehrwald – Reutte: stündliche Regionalbahn
- Reutte – Pfronten – Kempten: Regionalbahn alle zwei Stunden
- Lindau – Bregenz (- Schweiz/Feldkirch): Regionalverkehr alle 30 min, einzelne EC nach Zürich
Man sieht also, dass die Fernverbindungen Frankfurt – Wien, München – Wien und München – Verona alle zwei Stunden gefahren werden. Das ist nicht schlecht, aber man könnte sich natürlich auch einen stündlichen Verkehr auf diesen Verbindungen vorstellen. Der Regionalverkehr über die Grenze ist nicht schlecht, vor allem, wo es auf beiden Seiten nahe der Grenze größere Orte gibt, wie Lindau/Bregenz oder Salzburg/Freilassing.
Eine Merkwürdigkeit ist die Strecke von Garmisch-Partenkirchen via Reutte nach Kempten. Sie durchfährt Österreich, es gibt von Reutte aber keine Verbindungen mit dem Rest von Östereich, ohne durch Deutschland zu fahren. Sie ist von München bis Reutte elektrifiziert und ab dort nicht. Deshalb muss man in Reutte immer umsteigen.
Die Fernverbindung von Bregenz nach München ist trotz der kurzen Fahrt durch Österreich eigentlich eine schweizerisch-deutsche Verbindung und sie wird demnächst elektrifiziert und etwas beschleunigt werden, insbesondere, wenn es gelingt, in Lindau eine zeitsparendere Lösung für den Halt als den heutigen Hauptbahnhof auf der Insel zu finden.
Das Dreieck München – Innsbruck – Salzburg ist in allen drei Richtungen wichtig.
Von Salzburg nach Innsbruck möchte die Österreichische Bahn schneller fahren, nachdem man von Wien bis Salzburg und von Innsbruck bis Kufstein dabei ist, die Strecke auszubauen oder durch eine parallele Neubaustrecke zu ergänzen. Einzig eine Verindungskurve, die das Wenden im Bahnhof von Rosenheim vermeidet, hat man gebaut.
Von München nach Innsbruck ist die Fahrt über Rosenheim ein großer Umweg und im Verhältnis zu der Investition für den Brenner-Basistunnel könnte man eine Direktverbidung von München nach Süden mit einem langen Tunnel durchaus in Betracht ziehen. Das wird aber wohl von der deutschen Seite abgelehnt und so wird der Umweg ausgebaut. In der Nähe von München hat man die S-Bahnen über lange Strecken auf eigene Gleise gelegt und damit zumindest Kapazität geschaffen.
Interessanterweise verfolgt man für die dritte Verbindung von München nach Salzburg, die heute auch über Rosenheim verläuft, eine nördlichere Route über Mühldorf. Diese ist etwa genauso lang. Sie soll für 160 km/h ausgebaut werden, dazu zweigleisig und natürlich elektrifiziert werden. So möchte man die andere Strecke entlasten, die ja mit den anderen beiden Dreiecksverbindungen genug Verkehr hat. Es ist immer gut, wenn man parallele Strecken als Ausweichverbindungen hat und diese Verbindung über Mühldorf zu elektrifizieren und moderat auf 160 km/h auszubauen ist sicher kein Fehler, auch im Hinblick auf den schnelleren Regionalverkehr.
Aber so ein Ausbau für 160 km/h ist sicher nicht die ideale Konstellation für die angestrebte Schnellverbindung von Paris nach Budapest und Wien über München. Diese Strecke ist so lang, dass ohnehin Nachtzüge die richtige Lösung sind. Heute dauert es etwa 13-14 Stunden, 10-11 Stunden wären mit besseren Anschlüssen und den in Bau befindlichen Beschleunigungen wohl machbar. Und mit noch konsequenterem Ausbau, auch zwischen München und Salzburg, könnte man vielleicht auf 8-9 Stunden kommen. Nachtzüge sind also auf jeden Fall richtig, aber ein Teil der Fahrten wird auch tagsüber stattfinden und nur einen Teil der Strecke befahren. Warum baut man also nicht die Strecken von Rosenheim nach München, Innsbruck und Salzburg entsprechend 3-4-gleisig und für 200-250 aus? Sie werden jeweils von zwei der drei Dreickecksverbindungen genutzt. Eine andere interessante Möglichkeit wäre es, die direkte Strecke von Mühldorf über Braunau nach Linz auszubauen und auf dem Weg von Mänchen nach Wien an Salzburg vorbeizufahren. Das würde die Strecke und auch die Fahrzeit verkürzen. Die Linie von Innsbruck nach Wien würde weiterhin stündlich über Salzburg verkehren und von München nach Salzburg könnte man „Supereilzüge“, also schnelle, selten haltende Regionalexpress-Züge stündlich einsetzen.
Über die Strecke Nürnberg – Regensburg – Passau – Linz (- Wien) hört man wenig, aber es gibt ein entsprechende Ausbauprojekte auf beiden Seiten der Grenze im BVP.