SBB will mit Graufahrern kulanter sein

Es gibt zwischen dem „Schwarzfahrer“, der zum Beispiel bewusst keine Fahrkarte kauft oder sie erst kauft, und dem „Graufahrer“, der z.B. seine Fahrkarte vergessen hat oder beim Automaten die falsche Route gekauft hat, zumindest aus Sicht der betreffenden Reisenden selbst einen Unterschied. Nun ist dieser oft schwierig festzustellen. Eine vergessene unpersönliche (übertragbare) Fahrkarte, wie man sie am Fahrkartenschalter oder am Automat meistens kauft, kann in der Zeit von einer anderen Person benutzt werden. Bei Fahrkarten, die an eine Person gebunden sind, wie den im Internet gekauften und selber ausgedruckten Karten oder bei Jahres- oder Monatskarten, die einer Person gehören, ist das kaum möglich, deshalb kann eine vergessene Fahrkarte, theoretisch noch nachträglich vorgezeigt werden. Bei Monats- und Jahreskarten wurde diese Möglichkeit in der Schweiz schon praktiziert, zumindest von der SBB und von manchen Verkehrsbetrieben. Man musste nur einen relativ kleinen Betrag zahlen und hatte den Aufwand, sich an der betreffenden Stelle mit der Fahrkarte zu melden.

Nun war es vor vielen Jahren einmal so, dass eigentlich alle Züge einen Kondukteur oder einen Schaffner hatten, der gelegentlich mal vorbei kam und Fahrkarten kontrollierte und eventuell für einen kleinen Aufpreis auch Fahrkarten verkaufte. Das war eigentlich das kundenfreundlichste Verfahren, denn man musste nur die Zeit der Zugfahrt investieren und bekam die Fahrkarte während der Fahrt. Auf manchen Strecken gab es keine Fahrkartenschalter und sowieso noch keine Automaten und da ging das nur so. Nun haben in vielen Ländern die Bahnen ihre Effizienz gesteigert und das zum Teil mit einem dichteren Fahrplan an die Fahrgäste weitergereicht. Man hat also weniger Personal pro Zug, aber mehr Züge. Was ist jetzt kundenfreundlicher? Vielleicht ist die Frage nicht so leicht zu beantworten, aber die Entwicklung ist in der Schweiz inzwischen so weit gekommen, dass in fast allen Zügen Fahrkarten vor der Fahrt gekauft werden müssen, sonst ist man schon ein Schwarzfahrer. Oder ein Graufahrer, wenn einem die Bahnmitarbeiter das glauben und glauben dürfen. Durch die Fahrkarten auf dem Mobiltelefon und die selbstgedruckten aus dem Internet und die vielen Automaten auf den Bahnsteigen relativiert sich dieser Nachteil etwas. Blöd ist nur, wenn man mit ICN-Zügen fahren will, die für Radfahrer reservierungspflichtig sind, und ein Fahrrad dabei hat und der Schalter schon zu ist. Am Automat gibt es keine Reservierungen. Aber die SBB hat leider auch die Mobil-App für einige Mobiltelefon-Betriebssysteme abgeschafft, was wiederum einen Teil der Fahrgäste von der Möglichkeit der Mobiltickets ausschließt.

Wie es aussieht, sollen aber einige „Graufahrer“ in Zukunft besser wegkommen. Es werden wohl diejenigen, die ein ausdedrucktes Ticket vergessen haben und diejenigen, mit einem Mobilticket, deren Akku leer ist, die Chance bekommen, ihr Ticket nachträglich zu zeigen und nur 30 CHF statt 90 CHF zu zahlen. Dazu findet man zum Beispiel die folgenden Links:

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