Öl aus Kohlendioxid und Wasser

Wenn man Öl oder Ölprodukte verbrennt, entsteht hauptsächlich CO_2 und Wasser. Natürlich je nach Verbrennung und Filterung noch eine Menge Schadstoffe dazu.

Kann man diesen Vorgang umkehren?

Das ist tatsächlich möglich. Man findet dazu einiges unter den Stichworten „Blue Crude„, „Power-to-Liquid„, „Power-to-Gas„, „E-Fuel, „synthetisches Benzin“ u.s.w.

Man hat schon im zweiten Weltkrieg aus Braunkohle und Wasser unter anderem in Leuna mit einem aufwendigen Verfahren (Kohleverflüssigung) Treibstoffe hergestellt. Es lassen sich auch Verfahren auf der Basis von Erdgas oder Biomasse finden.

Nun kann man aber tatsächlich auch durch Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff gewinnen und dann aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO_2) Kohlenwasserstoffe. Das Kohlendioxid kann man aus der Luft durch Destillation bei sehr tiefen Temperaturen gewinnen. Einfacher natürlich von dort, wo es sowieso anfällt, also aus den Abgasen von Zementwerken, Hochöfen oder gar Verbrennungskraftwerken.

Verbrennungskraftwerke als CO_2-Quelle führen diese Idee sehr schnell ad absurdum, weil man z.B. um eine Tonne eines Kohlenwasserstoffs zu gewinnen, wesentlich mehr Gas, Kohle oder Öl verbrennen muss, um die benötigte Energie zu erzeugen, als wenn man diesen aus dem Brennmaterial gewinnt. Das ganze ist also überhaupt nur sinnvoll, wenn man die Elektrizität europaweit ganz überwiegend aus Kernenergie und erneuerbaren Energiequellen gewinnt.

Nun machen einige Autohersteller, die sich gut damit auskennen, wie man Verbrennungsmotoren, insbesondere Verbrennungsmotoren mit vielen PS, baut, große Augen. Sie argumentieren, dass man die ganze Kette von Motorentechnik, Tankstellen, Werkstätten, u.s.w. einfach auf umweltfreundliche Weise weiter benutzen könnte, wenn man nur das Benzin umweltfreundlich aus Luft und Wasser und Solarenergie gewinnt.

Es stellt sich aber sehr schnell heraus, dass der Gesamtwirkungsgrad dieser Technologie nicht so gut ist und insbesondere nicht mit Elektroautos mithalten kann. Ohne massive Subventionen wäre als das Benzin im Vergleich zum Strom für ein gleich großes Elektroauto viel teurer. Es wird sich also nichts daran ändern, dass die große Zeit der Autos mit Verbrennungsmotor als Massenverkehrsmittel bald enden wird. Für eine sehr kleine Zahl von Menschen, die sehr an ihrem Auto mit Verbrennungsmotor hängen und die dafür bereit sind, sehr sehr viel Geld auszugeben, könnte es sicher als Möglichkeit angeboten werden. Man sollte aber an Anwendungen denken, bei denen wirklich Kohlenwasserstoffe benötigt werden.

Die Zukunft wird z.B. zeigen, ob und wie weit man für Schiffe und Flugzeuge zukunftsträchtige Antriebe finden kann oder ob man dort in den sauren Apfel beißen wird und sehr teure flüssige Treibstoffe kaufen wird. Auch für energieintensive Industrieprozesse, wie die Herstellung von Zement, Glas, Stahl und anderen Metallen wird es interessant, ob man gute Verfahren findet, um direkt mit Solarenergie oder Elektrizität zu arbeiten.

Ein wichtiger Verwendungszweck von Öl und Gas ist aber als Rohstoff für die chemische Industrie. Man stellt Kunstoffe, Dünger, Chemikalien, Medikamente, Textilien und vieles mehr aus Öl oder Erdgas her. Weil hier ein großer Teil der Wertschöpfung in der Herstellung der Materialien aus dem Rohstoff liegt, kann man für diese Anwendungen eher einen höhenren Preis für die Rohstoffe bezahlen, insbesondere wenn alle Konkurrenten das auch tun müssen.

Diese hochinteressanten Verfahren, aus Luft und Wasser einen Ersatz für Erdöl und Erdgas zu gewinnen, werden also wahrscheinlich hauptsächlich für die chemische Industrie zur Anwendung kommen und ziemlich sicher nicht um den Autoverkehr mit heutigen Verbrennungsmotoren einfach in unverändertem Umfang beizubehalten.

Für Autos kann man es vielleicht in einigen absoluten Nischenbereichen gebrauchen, z.B.:
Oldtimer, Formel-1-Rennen, Autos mit Verbrennungsmotor als Hobby von Millionären, sehr dünn besiedelte Gegenden (nicht Lüneburger Heide, Schweden, Vereinigte Staaten, sondern große, fast unbewohnte, abgelegene Gebiete), sehr kalte Gegenden,…
Es liegt in der Natur der Sache, dass man für alle diese Anwendungsbereiche zusammen nur einen winzigen Bruchteil des heutigen Benzinverbrauchs hat.

Als Ersatz für „normalen Autoverkehr“ taugen Fahrräder, ÖPNV, Bahn und kleinere, leichtere, langsamere Elektroautos mehr als die Fortführung des heutigen Systems mit einer furchtbar teuren und ineffizienten Energiequelle.

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