In Deutschland hat man in vielen Großstädten, auch in größeren Großstädten, die Straßenbahnen abgebaut, zum Beispiel in Kiel, in Lübeck und in Hamburg. Es scheint aber ein gewisses Nord-Süd-Gefälle und Ost-West-Gefälle zu geben und in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern haben die meisten Großstädte, mindestens die größeren, Straßenbahnen. Im den neuen Bundesländern sind die Straßenbahnen auch erhalten worden und zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung war der Trend, diese abzubauen, wohl nicht mehr ganz aktuell. Im Gegenteil, es wird z.B. gelegentlich darüber nachgedacht, die Straßenbahn in Kiel wieder einzuführen.
Die Schweiz hat nicht so viele große Großstädte, aber in Zürich, Genf, Basel und Bern gibt es jeweils Straßenbahnnetze, die auch noch erweitert werden. Außerdem gibt es einige Kleinbahnen und Schmalspurbahnen, die innerhalb von größeren und mittleren Städten wie eine Straßenbahn fahren, wovon man allerdings zum Teil zugunsten separater Gleiskörper neben der Straßen wegkommt. Planung, Volksabstimmung, Finanzierung und Bau dauern sicher in der Schweiz ihre Zeit, aber ein paar Erweiterungen sind trotzdem gebaut worden oder sollen kommen. Interessanterweise auch gerade parallel zu S-Bahn-Strecken. Eine bereits fertiggestellte Erweiterung verbindet den Flughafen mit der Stadt. Für die Gesamtstrecke ist die S-Bahn natürlich schneller, aber die Anbindung von viel mehr Haltestellen unterwegs rechtfertigt es, hier beide Verkehrsträger parallel zu betreiben.
Erfahrungsgemäß sind Städte mit einem hohen Anteil an ÖPNV meistens mit einem gut ausgebauten schienengebundenen Nahverkehr aus Straßenbahnen, eventeull U- oder S-Bahnen ausgestattet, ergänzt durch Buslinien. Aber es ist keine Garantie. Bonn oder Heidelberg haben auch Straßenbahnnetze, aber keinen sehr hohen Anteil des ÖPNV an der Anzahl der zurückgelegten Wege, wie diese etwa Karlsruhe in Deutschland oder in noch höherem Maße Zürich und Bern haben.