Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass die neue Bahnstrecke von Nürnberg nach Leipzig einige Besonderheiten aufweist.
Erfurt ist ein großer Umweg. Hier hätte man über Gera, Zwickau oder Jena eine kürzere Verbindung haben können.
Ich denke auch, dass eine solche Verbindung von Nürnberg nach Leipzig eine gute Wahl gewesen wäre. Allerdings sollte man nicht übersehen, dass der Verlauf über Erfurt trotz allem auch Vorteile hat.
Die Verbindung von Leipzig nach Frankfurt, Mannheim, Stuttgart und Basel ist mindestens so wichtig wie die nach Nürnberg und München. Diese verläuft sowieso über Erfurt. Deshalb kann der Abschnitt zwischen Leipzig und Erfurt von sehr vielen Verbdindungen gemeinsam genutzt werden. Wenn man also die Verbindung von Leipzig nach Nürnberg direkter via Zwickau oder Gera neu gebaut hätte, wäre entweder die Verbindung nach Frankfurt nicht beschleunigt worden oder man hätte den Abschnitt Leipzig – Erfurt nur für den Verkehr in Richtung Frankfurt gebaut. Hier gibt es übrigens noch ein gewisses Potential, über Kassel und Paderborn zum Ruhrgebiet zu fahren. Die Strecke ist auf einigen Abschnitten für 200 km/h ausgebaut worden, wird aber kaum für schnelle Fernzüge genutzt und man fährt von Leipzig zum Ruhrgebiet heute eher den Umweg über Magdeburg und Hannover.
Ein zweiter Vorteil ist, dass nun eine brauchbare Verbindung von Nürnberg nach Erfurt entstehen wird, was bisher nur sehr eingeschränkt der Fall ist.
Jena, Gera, Zwickau und Plauen haben jeweils etwa 100’000 Einwohner und Chemnitz noch mehr. Es ist sicher sinnvoll, von diesen Orten jeweils elektrifizierte Bahnstrecken nach Leipzig zu haben und diese mit einem guten Takt, mindestens stündlich, mit Zügen zu bedienen, die einie einigermaßen schnelle Verbindung herstellen.
Eine zweite Besonderheit ist, dass die Strecke einen Umweg bei Halle a.d.S. macht. Hier wird Halle nicht durchlaufen, sondern nur am Stadtrand berührt. Betrieblich könnte man also Züge einsetzen, die von Erfurt kommend nach Halle, nach Leipzig oder direkt in Richtung Berlin fahren.
Da Leipzig eindeutig wichtiger als Halle ist, bleibt es eine Merkwürdigkeit, wie dort der Streckenverlauf gewählt wurde. Dass es Sprinterzüge gibt, die auch relativ wichtige Bahnhöfe auslassen, und dass diese auch entsprechende Umfahrungen finden, ist nicht verkehrt. Ich denke, aber, dass eine Neubaustrecke, die in einem Tunnel durch Leipzig durchführt und so auch für Sprinterzüge einen Halt im Leipziger Hauptbahnhof ohne großen Zeitverlust erlaubt, die bessere Lösung gewesen wäre, weil ein Halt in einem großen Knoten einfach mehr Anschlüsse und damit die bessere Vernetzung mit anderen Zügen gibt. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, ein Betriebskonzept zu finden, das mindestens stündlich schnelle Züge von Leipzig nach Berlin, Dresden, Halle und Erfurt vorsieht. Das ist auch mit dem heutigen Streckenverlauf machbar.
Links:
Schreibe einen Kommentar