Schmalspurbahnen

In Deutschland nimmt man Schmalspurbahnen als Straßenbahnen wahr oder als Museumsbahnen. Das stimmt sicher auch meistens. Aber es gibt Länder, dei im großen Stil Schmalspurbahnen verwenden. Bekannt sind vielleicht Südafrika und Japan, die die Spurweite von 1067 mm für ihr Bahnnetz verwenden. Da sich diese Spurweite nicht für Geschwindigkeiten über 160 km/h eignet, hat man die Hochgeschwindigkeitsstrecken in Japan in Normalspur (1435 mm) gebaut. Japan hat ein extrem leistungsfähiges Bahnnetz, vor allem im Personenverkehr. In Südafrika fahren einige der schwersten Güterzüge auf diesen Schmalspurstrecken. Es gibt also durchaus Fälle jenseits von reinen Straßenbahnnetzen und Museumsbahnen. Letztlich war es wohl etwas billiger, ansonsten sind die Netze wohl auch historisch gewachsen und in einem Land ein einigermaßen einheitliches Streckennetz zu haben, ist auch von Vorteil. Es bleibt aber zwingend der Bruch beim Übergang zu Hochgeschwindigkeitszügen, was aber realistischerweise auch dort in gewissem Maße gilt, wo die Hochgeschwindigkeitszüge dieselbe Spurweite nutzen. Man muss sowieso oft vom Regionalzug auf die schnellen Zug umsteigen.

Es gibt aber auch in Europa noch Länder, die in größerem Stil Schmalspurbahnen einsetzen. Die Schweiz hat recht viele davon und hat z.B. mit dem Vereinatunnel und dem Furkabasistunnel in den letzten Jahrzehnten auch einige größere Investitionen in die Streckennetze vorgenommen. Schmalspurbahnen werden sowieso renoviert, es gibt punktuelle Verbesserungen und Abschnitte, die zweigleisig ausgebaut werden. In Bern gibt es die S-Bahnen S7, S8 und S9 (RSB), die auf schmalen Gleisen nach Norden und Osten fahren und zwar jeweils alle 15 Minuten, zur Hauptverkehrszeit sogar etwas öfter, was einen 5 Minutentakt auf dem Abschnitt ergibt, wo alle Strecken gebündelt sind. Und die Endstation der Schmalspurstrecke mit vier Gleisen im unteren Teil des Berner Bahnhofs ist chronisch überlastet wegen der vielen Fahrgäste… Nicht gerade typisch für Museumsbahnen, auch wenn der touristische Charakter bei einigen dieser Strecken nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Man findet also recht viele kleinere und größere Schmalspurnetze. Das größte ist die Rhätische Bahn und die Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Schuls (Scoul), Tirano, St. Moritz, Göschenen und Zermatt. Dann gibt es ein Netz im Raum Appenzell-St. Gallen von den Appenzeller Bahnen, zuzüglich einige kurze schmalspurige Stichstrecken in der Gegend. Das Netz bei Bern ist schon erwähnt worden, es erstreckt sich bis Solothurn und dann weiter nach Langenthal. Aber man findet noch ungefähr ein Dutzend weitere kleinere und größere Schmalspurnetze (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Von Luzern nach Interlaken-Ost und Engelberg
  • Im Jura mehrere kleine Netze
  • Bei Basel in Jura nach Waldenburg und via Terwil
  • zwischen Frauenfeld, Wil
  • Im Rhonetal bei Aigle sind recht viele Schmalspurstrecken versammelt, leider nicht optimal im Verlauf
  • Von Martinach (Martigny) nach Grenoble
  • Im Tessin bei Lugano
  • Die Forchbahn (S18) in Zürich, in der Stadt als Straßenbahn, außerhalb als Schmalspurbahn
  • Von Lausanne parallel zur N5 in Richtung Nordosten
  • Zwischen Zweisimmen, Montreux und Bulle
  • Von Domodossola nach Ascona
  • Südlich von Aarau nach Menziken und Schöftland
  • Westlich von Zürich von Dietikon nach Wohlen etwa parallel zur N1 Zürich – Bern
  • An beiden Rheinufern gibt es bei der Mündung in den Bodensee ehemals elektrifizierte Schmalspurstrecken, die aber stillgelegt oder nur noch museal sind
  • Einige Bergbahnen sind schmalspurige Zahnradbahnen, die zum Teil ganze Netze bilden, z.B. bei der kleinen Scheidegg, Pilatus, Brienz.

Hier sieht man eine Bild des Streckennetzes, einige Strecken scheinen zu fehlen, aber es ist ziemlich vollständig

Auch Spanien hat im Norden ein größeres Schmalspurnetz. In den meisten anderen Ländern findet man Schmalspurbahnen nur als kleine, relativ unbedeutende Inselnetze, bevorzugt vielleicht gerade auch dort, wo tatsächlich auf einer Meeresinsel ein Bahnnetz existiert, das sowieso vom Rest isoliert ist.

Die Schweiz und Spanien bevorzugen 1000 mm für die meisten Schmalspurbahnen.

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