Die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn ist eine Bahn, die einerseits einem geringfügigen Güterverkehr und andererseits als Museumsbahn dient. So etwas ist sicher interessant, aber mir doch selten interessant genug für einen Blog-Artikel.
Interessant ist hier, dass Geesthacht etwa 30’000 Einwohner hat und nur gut 30 km vom Hamburger Stadtzentrum und 12 km von Hamburg-Bergedorf entfernt ist. Man könnte sich gut vorstellen, dass in dieser Situation eine S-Bahn-Linie etwa alle 10 Minuten bis Geesthacht fährt, mindestens in der Hauptverkehrszeit und sonst alle 20 min. Die Strecke liegt auch vor, muss sicher saniert und elektrifiziert werden, moderne Bahnhöfe erhalten und vielleicht noch näher an Zentrum und Siedlungsschwerpunkte herangeführt werden. Aber man nutzt sie nur als Museumsbahn und für sporadischen Güterverkehr, baut aber natürlich in dieser Relation für den MIV riesige Kapazitäten auf.
Südlich von Bergedorf gibt es die sogenannten Vierlande, ein Marschgebiet, das zu Hamburg gehört und eher ländlich geprägt ist, mit intensiver Landwirtschaft für Gemüseanbau, aber auch 18’500 Einwohnern und einer relativ hohen Besiedlungsdichte. In früheren Jahren war die Bahn nach Geesthacht Teil eines größeren Netzes, das auch die Vierlande erschloss. Dieses Gebiet wieder bahnmäßig zu erschließen dürfte schwieriger sein, weil die Gleise längst abgebaut sind und sicher bevölkerungsreichere Gebiete ohne Schienenanbindung in dieser Entfernung von Hamburg liegen. Aber es zeigt doch, dass man Potential für einen modernen Schienennahverkehr in so einer stadtnahen Region einfach fortgeworfen hat, statt nach Wegen zu suchen, diese durch geeignetes Rollmaterial und geeignete Betriebskonzepte zu nutzen. Es gibt noch einige andere bereits abgebaute Strecken in dieser östlichen Grenzregion zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein.
Die Strecke nach Geesthacht stünde aber noch zur Verfügung und sollte eigentlich ein entsprechendes Potential haben. In der Gegend von Geesthacht sind noch einige Orte, die mit Bussen an Geesthacht angebunden werden könnten oder auch angebunden sind und die zum Fahrgastpotential beitragen könnten, wobei hier die weiter nördlich verlaufende S-Bahn-Strecke nach Aumühle sicher auch in Frage kommt. Nur ist das Straßennetz viel mehr auf Geesthacht als auf Aumühle ausgerichtet und so wären die Gesamtverbindungen wahrscheinlich besser.
Ergänzung 2016-10-04:
Wie es scheint, sind auch andere inzwischen darauf gekommen, dass diese Strecke nützlich sein könnte und die Reaktivierung wird ernsthaft diskutiert.
Ergänzung 2019-01-24:
Es werden Vorschläge gemacht, die Strecke von Geesthacht über die Elbe bis nach Lüneburg zu führen: lineplus.de: HH-Allermöhe – Geesthacht – Lüneburg. Dies ist eine Idee einer Privatperson und noch keinerlei offizielle Planung, aber ich finde die Idee interessant.
Wie man sieht ist, bezüglich der Strecke Hamburg – Geesthacht inzwischen eine gewisse Tendenz zu einer Reaktivierung für den Personennahverkehr zu erkennen.
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