Fyra – Hochgeschwindigkeitsverkehr in den Niederlanden

In den Niederlanden sieht man, dass viele Züge fahren, alle Viertelstunde auf den wichtigsten Strecken und dann sind dies noch Doppelstockzüge, die so voll sind, dass man kaum Plätze findet. Ein sehr großer Teil der Strecken ist elektrifiziert und von Utrecht nach Amsterdam ist die Strecke sogar viergleisig ausgebaut.

Nun haben einige Länder in Europa und Asien begonnen, moderne Hochgeschwindigkeitsnetze aufzubauen. Die Niederländer wollten da von Anfang an mitmischen. Es sollten Hochgeschwindigkeitsstrecken von Amsterdam und Rotterdam zum Ruhrgebiet entstehen, vom Amsterdamer Flughafen über Rotterdam, Breda und Antwerpen nach Brüssel und von Amsterdam über Lelystad und relativ frisch gewonnenes Land nach Groningen.

Die Strecke von Brüssel nach Amsterdam ist real gebaut worden. Da fahren ein paar Thalyszüge von Amsterdam nach Paris. Es sollten außerdem noch regelmäßig Züge auf der Teilstrecke Brüssel – Antwerpen – Rotterdam – Amsterdam fahren, die mit ihrer hohen Besiedlungsdichte ein außerordentlich hohes Fahrgastpotential hat. Wie es sich gehört, wurden die Züge ausgeschrieben und für viel Geld gekauft. Als etwa die Hälfte angekommen war, stellte sich heraus, dass die Qualität der Züge dermaßen minderwertig war, dass Belgien aus dem Projekt kurzfristig ausstieg und auch in den Niederlanden die neuen Hochgeschwindigkeitszüge kurz nach ihrer Beschaffung auf dem Abstellgleis landeten. Da man alle konventionellen Züge durch diese ersetzt hatte, gab es plötzlich fast keinen Zugverkehr zwischen Belgien und den Niederlanden mehr und wegen überfüllter Strecken soll es angeblich nicht möglich gewesen sein, dort wieder etwas einzuführen und so wurde diese Verbindung zeitweise nur durch die wenigen Thalyszüge auf dem Weg nach Paris sichergestellt.

Um die für 300 km/h ausgebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke richtig gut auszunutzen wurden sogenannte Fyra-Züge eingesetzt. Die brauchen einen Zuschlag und fahren mit 160 km/h über die Schnellstrecke. Aber nur bis Breda kurz vor der Grenze. Die letzten 50 km nach Antwerpen und 100 km nach Brüssel werden nicht gefahren. Viel Geld ist für die falschen Züge versenkt worden. Inzwischen wurde der Name aber geändert und die lokbespannten Züge heißen jetzt „Intercity Direct“.

Nun sollen bis etwa 2016 funktionsfähige Hochgeschwindigkeitszüge beschafft werden und dann von Amsterdam nach Brüssel stündlich fahren, zuzüglich weiteren stündlichen konventionellen Zügen.

Was ist aus den anderen Schnellstrecken geworden? Die nach Groningen ist ohne mir bekannte Gründe gestrichen worden. Als Kompensationsmaßnahme hat man ein paar Autobahnen in der Gegend gebaut.

Von der Strecke Rotterdam – Utrecht (-Ruhrgebiet) hat man früher gelesen, heute eigentlich nicht mehr. Nur Amsterdam – Utrecht – Ruhrgebiet ist noch ein Thema gewesen, aber auch hier scheint man von der Hochgeschwindigkeitsstrecke wegzukommen und sich mit einem Ausbau für 200 km/h zwischen Utrecht und Amsterdam zu begnügen.

Heute kann man sagen, dass es einen recht dichten Zugverkehr innerhalb der Niederlande gibt, aber sehr wenige grenzüberschreitende Züge. Sowohl nach Deutschland als auch nach Belgien sind es jeweils einige wenige Züge pro Tag, eher im Zweistundentakt als im Stundentakt. Dichten grenzügberschreitenden Verkehr findet man in Europa fast nur zwischen Österreich, der Schweiz und Deutschland.

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2 Kommentare

  1. Fyra ist leider ein sehr teures Abenteuer geworden ohne Happy End. Die Ausschreibung der Züge wurde an eine italienische Firma vergeben, die keinerlei Erfahrung mit Hochgeschwindigkeitszügen hatte. Jeder Zug war dem Vernehmen nach ein unwartbares Unikat mit unzuverlässiger Technik. Wiederum dem Vernehmen nach war das Ziel der Ausschreibung nicht die Wahl des besten Zuges, sondern der Ausschluss des ICE. Politik statt Dienst am Steuerzahler und Kunden

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