Internationale Lösung für Pfandflaschen

Der Verdienst für diese Idee gebührt Christina Brodowsky, nicht mir…

Pfand auf Dosen und Flaschen ist eine gute Idee, zumindest in Ländern, wo die Leute nicht freiwillig fast alles zum richtigen Einwurf bei der Sammelstelle bringen. Früher konnte man sogar Pfandflaschen aus Deutschland in den Niederlanden abgeben und umgekehrt, weil die gleich waren. Es war sogar witzig, dass man bei einem Getränkehersteller so gelegentlich Flaschen mit exotischen Beschriftungen erhielt, die man am Logo und an der Flaschenform auch ohne entsprechende Sprachkenntnisse erkennen konnte.

Heute braucht niemand mehr Flaschen aus dem Ausland anzunehmen. Man hat nicht mehr mit Menschen zu tun, die etwas Vernunft und Verständnis mitbringen. Die Maschinen hat man so programmiert, dass sie nur die Flaschen akzeptieren, die sie unbedingt akzeptieren müssen. Das sind oft die aus dem eigenen Sortiment des jeweiligen Ladens und dazu nur diejenigen, die im selben Land gekauft wurden. Der Barcode auf dem Etikett hat genug Raum für solche Informationen.

Nun lebt das Pfandsystem davon, dass man es als Kunde einfach hat, sonst landet die Flasche im Müll oder sogar im Wald oder am Straßenrand. Vielleicht noch als Scherbenhaufen, aber das ist ja bei PET und Alu nicht mehr so schlimm wie bei Glas. In Europa gibt es nun relativ offene Grenzen zwischen vielen Ländern. Man kauft mal hier und mal dort ein und es wird schwierig, die Rückgabe der Flaschen jeweils im richtigen Land hinzubekommen, vor allem, wenn man noch dazu den richtigen Laden finden muss und den Barcode nicht fließend lesen kann, wo ja so etwas drinsteht.

Nun könnte man einfach die Verkäufer dazu motivieren, auch ausländische Flaschen anzunehmen. Problematisch wird das aber aus zwei Gründen. Sagen wir, die betreffenden Getränke sind in Deutschland billiger als in der Schweiz, dann kauft man sie in Deutschland. Für die Rückgabe der Flaschen geht man zum Schweizer Händler und der bekommt nur den unlukrativen Teil des Geschäfts ab. Tatsächlich sind in der Schweiz Pfandflaschen kaum verbreitet, aber man sagt, dass die Schweizer sehr brav die leeren Flaschen in den richtigen Container bringen. Aber nehmen wir einmal eine Harmonisierung an, die bedeuten würde, dass die meisten Länder in Europa sich an Pfandflaschen gewöhnen würden. Die Motivation zur Annahme der fremden Pfandflaschen ließe sich prinzipiell aufbauen, wenn der Schweizer Händler die geschredderten Pfandflaschen mit Gewinn an den Lieferanten der Getränke verkaufen könnte, was ja jeweils innerhalb der einzelnen Länder schon Teil des Systems sein muss, da zumindest einige Händler ja weiterhin am Verkauf von Getränken interessiert sind und so zumindest insgesamt gewinnbringend arbeiten können.

Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichen Preise. Solange es sich zwischen Ländern mit derselben Währung abspielt, kann man die Preise für Pfandflaschen vereinheitlichen, so dass kein Anreiz für das Verschieben großer Mengen Leergut in das Nachbarland entsteht. Wo aber verschiedene Währungen im Spiel sind, kann der Preis niemals für längere Zeit gleich sein, weil es nicht mit runden Beträgen aufgeht und weil die Kurse schwanken. Dieser Leerguttourismus erscheint ein kleines Problem, aber er entzieht dem ohnehin fragilen System Geld und Glaubwürdigkeit und Akzeptanz.

Dabei ist auch dieses Problem eigentlich gut lösbar. Wenn in allen Ländern ungefähr derselbe Betrag für das inländische Leergut gezahlt wird, dann könnte man für ausländisches Leergut die Hälfte zahlen. Das gäbe immer noch einen kleinen Anreiz, die Sachen nicht in die Gegend zu werfen, auch wenn es zu umständlich ist, immer nach Herkunftsland sortiert das Leergut wegzubringen. Aber der Kunde würde doch bevorzugt das Leergut im richtigen Land abgeben und zumindest entstünde kein Leerguttourismus.

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3 Kommentare

  1. Sehr interessant. Und wo ist nun die Lösung? Was ist nun die Idee? Ich kann nur erkennen, dass beschrieben wird, wie es früher war und wie es jetzt ist. Es wird aufgezeigt, was daran schlecht ist, was problematisch ist und was warum nicht geht. Irgendwie fehlt der Vorschlag wer was tun sollte und was genau. Ich kann bis jetzt nichts damit anfangen. Kommt da noch was oder habe ich was übersehen oder überlesen?

    Ich habe auch einen Vorschlag für diese vollidiotischen Pfand-Zustände: EIN Pfandbetrag für alle Getränkeflaschen, egal was drin ist, egal wie viel drin ist, egal ob sie wiederverwendet werden und egal wo sie gekauft wurden oder zurück gegeben werden. Und der Betrag sollte mindestens 50 Cent betragen und in allen Ländern gelten, in denen die Währung Euro besteht. Dann könnte jeder überall alle Flaschen zurück geben und fast alle würden das tun, weil es relativ viel Geld ist das sie vernichten, wenn sie die Flaschen wegwerfen. Es gäbe kaum noch weggeworfene Flaschen. Vermutlich würde die Getränkeindustrie auch noch viel Geld sparen durch die Vereinheitlichung. Warum muss alles so kompliziert sein?

    1. Ein einheitlicher Betrag für dieselben Flaschen für alle Länder, die dieselbe Währung verwenden, ist mal eine gute Sache.
      Es bleibt aber das Problem von Flaschentypen, die nicht in allen Ländern vorkommen. Die kann man dann zwar im falschen Land abgeben, aber derjenigen, der das annimmt, kann damit nichts anfangen. Von daher kann zumindest ein Pfand von 50 Cents für Rückgabe im selben Land und 30 Cents für Rückgabe im falschen Land einen Anreiz schaffen, es im richtigen Land zurückzugeben.
      Damit wird auch das Problem gelöst, dass die Währungen inkompatibel sind. Man kann durch ein verringertes Pfand bei Rückgabe im „falschen“ Land auch die Währungsschwankungen ausgleichen.
      Das ist genau, was ich oben beschrieben habe.
      Das System sollte für die Umwelt sinnvoll sein. Aber auch für die Händler und die Kunden.

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