Vollformat-Kameras von Pentax

Man kann heute sehr gut mit dem Mobiltelefon fotografieren. Nokia hatte sehr früh Kameras eingebaut und dann hatten sie die besseren Kameras als die Konkurrenz. Aber inzwischen haben auch andere Hersteller Kameras, die gleich gut sind, wie die von Nokia von vor ein paar Jahren und Nokia hat aufgehört, Mobiltelefone herzustellen. Kurz gesagt, mit einem halbwegs neuen Mobiltelefon, das halbwegs Wert auf die Kamera legt, kann man bei normalen Lichtverhältnissen Fotos machen, die für die meisten Zwecke gut genug sind. Dezidierte Kameras sind natürlich besser, weil sie aus heutiger Sicht besser mit schwachem Licht zurechtkommen und weil sie die Möglichkeit bieten, bessere und im Idealfall sogar austauschbare Objektive zu unterstützen. Schon ein Zoom-Objektiv ist eine tolle Sache und da ich am liebsten mit Brennweiten um die 100 mm (auf Vollformat gerechnet) fotografiere, während Mobiltelefone gerne Weitwinkel mit umgerechnet etwa 28 mm haben, bleibt das Interesse an dezidierten Kameras bei mir noch eine Weile erhalten. Wie es scheint, bin ich nicht der einzige.

Nun haben einige von uns einmal vor vielen Jahren eine Kamera und im Laufe der Zeit viele Objektive gekauft. Wer Glück hat, hat damals Nikon oder Canon gewählt, obwohl die damals sehr teuer waren, auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Von Leica, Zeiss, Pentax, Minolta und Olympus gab es auch gute Kameras und dazu gute Objektive von verschiedenen Herstellern. Nun sind zwei dieser Herstellerfirmen verschwunden. Pentax ist für relativ wenig Geld von Ricoh übernommen worden und wird als Marke noch weitergeführt. Minolta hat das Kamerasegment an Sony verkauft, eine Firma, die bei traditionellen Foto-Liebhabern keinen Namen hat, aber ihn sich jetzt wohl langsam erarbeitet. Leica und Zeiss waren schon lange preislich außerhalb der Reichweite für die meisten Anwender und auch für die meisten Profis nicht attraktiver als Canon und Nikon. Wer Freude daran hat und viel Zeit, kann einmal verfolgen, wie sich die Firmen, deren Besitzer, deren Herstellungsorte und die Marken jeweils in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Und Olympus ist heute mehr durch Skandale als durch gute Produkte bekannt und wie Pentax vor der Übernahme ein Nischenhersteller geworden. Ein anderes Problem ist, dass Hersteller typischerweise ihre Objektivanschlüsse alle paar Jahre ändern. In den 70er Jahren konnte man einem anderen Fotograf anbieten, einmal ein Foto mit einem Teleobjektiv zu machen und dafür sein Weitwinkel ausleihen. Das förderte die Kommunikation und war praktisch. Oder man konnte in einer Gruppe reisen und sich absprechen, wer welche Objektive mitnimmt, weil das M42-Gewinde zwar ungemein unpraktisch, aber doch herstellerübergreifend genormt war. Ja. wer nicht mag, dass jemand seine Objektive oder Kameras berührt, wird das nicht verstehen… 🙂

Dann kamen die praktischen Bajonette und es wäre nötig gewesen, dass z.B. das MITI oder die damals schon existente (aber noch schwache) EU, eine Norm für die Bajonette herstellerübergreifend durchsetzt, was sie aber nicht getan haben. In diesem Fall bringt die Marktwirtschaft keine kundenfreundliche und umweltfreundliche Lösung hervor, sondern Hersteller erfinden jeder ihr eigenes Bajonett und wechseln das noch alle zehn Jahre, damit man mehr neue Objektive verkaufen und noch funktionierende wegwerfen kann. Oder man baut gleich eine Lebensdauerbegrenzung ein, die lange nach Ablauf der Garantie zuschlägt und teure Reparaturen oder Neukäufe erforderlich macht.

Eine gewisse positive Ausnahme war hier Pentax, die das K-Bajonett entwickelt haben und es großzügig an andere Hersteller lizenziert haben. Fast alle kleineren Hersteller, die nicht mit einem der anderen großen Hersteller verbandelt waren, haben K-Bajonett verwendet und so entstand eine größere Anzahl Hersteller, deren Objektive untereinander austauschbar waren. Außerdem hat Pentax sein Bajonett seit 35 Jahren zwar um neue Funktionen erweitert, aber doch immer die Kompatibilität zu allen früheren Generationen von Kameras und Objektiven sichergestellt. Der Sündenfall waren allerdings jetzt Objektive, die keinen Blendenring haben, sondern diese Einstellung von der Kamera beziehen und die damit nicht mehr an sehr alten Kameras benutzbar sind. Leider war der Markt für Pentax plus alle kleinen Hersteller zusammen irgendwann viel kleiner als Canon oder Nikon alleine. Gab es früher 30 Originalgetreue, ist das heute nur noch die Hälfte und man ist froh, dass reine Objektivhersteller noch eine Variante für K-Bajonett anbieten.

Aber wenn man viele Objektive hat, dann ist es einfach abwegig oder auch unmöglich, mal kurz den Hersteller zu wechseln und alles noch einmal zu kaufen. Oder auf die tollen Objektive einfach zu verzichten und sich mit dem einen großen Zoom anzufreunden, das alles abdeckt. Auch wenn viele Objektive nur selten verwendet werden. Ebay, Ricardo und andere Gebrauchthändler sind sicher praktisch, um nicht mehr neu erhältliche Teile zu ersetzen oder um überflüssige Teile zu verkaufen, aber weder findet man auf Anhieb, was man sucht noch kann man gute Preise beim Verkauf erzielen, von seltenen Ausnahmen abgesehen.

Nun haben früher die etwas ernsthafteren Hobby-Fotografen mit Spiegelreflexkameras gearbeitet und dabei Kleinbildfilm (24×36) verwendet. Ich tue das heute noch. Bis vor kurzem waren die photochemischen Kameras den digitalen noch in der Bildqualität und -auflösung überlegen, da sie etwa 20 Megapixeln entsprachen und noch den Vorteil boten, dass die Bilder bei Ausschnittsvergrößerungen nicht unter Drehung oder Perspektivkorrketur litten, weil die lichtempfindliche Schicht keine bevorzugte Rasteranordnung hatte. Aber man brauchte diese tollen Eigenschaften meist nicht und die Digitalfotografie war viel praktischer und auch für professionelle Ansprüche gut genug. Wer möchte einen professionellen Fotografen bezahlen, der Schwarz-Weiß- oder gar Farbfilme selbst entwickelt und abzieht, mit Ausschnittsvergrößerung und Perspektivkorrektur und dem vollen Programm? Wer hat sich das in den letzten Jahren geleistet?

Heute sind Digitalkameras so gut geworden, dass der Bereich, wo photochemische Kameras noch Vorteile bringen können, klein geworden ist und der einzige Grund, so etwas heute noch zu verwenden sind die hohen Preise für neue Highend-Digitalkameras und deren immenses Gewicht. Mechanische Kameras für „Vollformat“, also für Kleinbildfilm, wogen mit Objektiv 1980 unter 500 Gramm. Das waren nicht die von Canon, Nikon, Minolta oder Olympus, sondern die von Pentax, aber es ging und solche Kameras funktionieren noch nach über 30 Jahren mit zwei oder drei Reparaturen im Laufe der Zeit. Nun hat es technischen Fortschritt gegeben. Sagt man. Man braucht viel weniger Mechanik als bei einer Analogkamera. Und doch sind die Vollformatkameras von Nikon und Canon Gewichtsmonster, die niemand gerne den ganzen Tag herumschleppen möchte. Eigentlich sind es Studiokameras geworden, die man nur ein paar Meter weit tragen muss. Und für die Ferien „reicht“ eine kompakte Digitalkamera mit einem eingebauten Zoomobjektiv. Die sind sehr klein und machen Fotos in einer recht guten Qualität und kosten auch nicht viel. Und die Idee mit der Objektivsammlung und der Vollformatkamera ist in der Ecke der Profis und derjenigen, die sich als Hobby sehr teure Profiausrüstung gönnen wollen, gelandet.

Warum ist Vollformat überhaupt interessant? Für die Bildqualität ist ein größerer Sensor vorteilhaft, weil einerseits systembedingte Schwächen wie Rauschen sich weniger stark auswirken und andererseits die Abbildungsfähigkeit der Optik besser ausgenutzt wird, wenn man eine größere Fläche aufnehmen kann oder mit derselben Brennweite einen größeren Winkelbereich. Ein wichtiges Gestaltungselement ist die Tiefenschärfe. Oft ist es ideal, alles ziemlich scharf zu haben und dafür sind die kleinen Sensoren mit lichtschwachem Weitwinkelobjektiv, wie sie bei Mobiltelefonen vorkommen, recht stark. Es kann aber auch ein reizvolles Gestaltungselement sein, gezielt einen Teil des Bildes scharf zu haben und unwichtige Dinge etwas verschwimmen zu lassen. Mit Bildbearbeitung lässt sich da sicher einiges mogeln, aber das direkt so zu fotografieren ist einfacher und eleganter und gelingt meistens auch besser. Dafür sind aber Vollformatkameras oder noch besser Mittelformatkameras mit lichtstarken Teleobjektiven am besten geeignet. Nun kosten qualitativ hochwertige Mittelformatkameras mit Objektiven schon etwa ein Jahreseinkommen, sind also für die meisten Hobbyfotografen inexistent und auch für Profis nicht leicht zu rechtfertigen. Nicht jeder Profifotograf bewegt sich in den oberen Einkommensschichten.

Es wäre also interessant, wenn ein Anbieter mehr mit Vollformatkameras auf den Markt kommt. Sehr interessant wäre es, wenn diese nicht so klobig und schwer wären wie die von Nikon und Canon, und auch preislich etwas moderater. Und wenn die K-Bajonett-Objektive, auch die von 1980, noch passen. Nun gibt es seit vielen Jahren Diskussionen und „glaubwürdige“ Gerüchte, dass Pentax, also eigentlich Ricoh, so etwas bringen will. Vielleicht 2016. Grundsätzlich wäre auch ein andere K-Bajonett-Hersteller, wie z.B. Samsung, hilfreich, auch wenn da dann dasselbe Problem wie vor kurzem noch bei Sony zum Zuge käme, dass Samsung einfach noch kein glaubwürdiger Kamerahersteller ist.

Angeblich ist damit zu rechnen, dass der Sensor dann 50 Megapixel hat. Man hört auch von 25 Megapixeln, was vordergründig schon gut wäre. Existierende Objektive sind gebaut worden, als man von einer Auflösung ausging, die etwa 20 Megapixeln entsprach. Weiß jemand dazu genaueres, welche Abbildungsleistung man angestrebt und erreicht hat? Wenn die 50 Megapixel ohne andere Nachteile wie Rauschen erreicht werden, haben sie aber auch mit alten Objektiven Vorteile. Man stelle sich nur eine längere Berechnung vor. Es ist sinnvoll, die Zwischenergebnisse mit größere Genauigkeit zu rechnen und am Schluss das Endergebnis auf etwa so viele Stellen zu runden, wie man den Eingabewerten zutraut. So ist es auch hier. Ich will als Endergebnis ein Foto im Format von maximal DIN A2 haben, meistens 9×13 und öfter mal DIN A4. Und ich will JPG-Dateien mit <= 20 Megapixeln haben. Aber die Fotos sollen bearbeitet werden. Zum Beispiel gedreht werden, einer Perspektivkorrketur, Farbkorrektur und anderen Änderungen unterzogen werden. Und am Schluss auf ein gewünschtes Format skaliert werden, das auch 19 Megapixel sein kann. Da ist das Endergebnis auch bei einem Objektiv, das nur ca. 20 Megapixel schafft, besser, wenn der Sensor und die Zwischenergebnisse ca. 50 Megapixel haben. Und es spricht ja nichts dagegen, im Laufe der Jahre auch mal das eine oder andere Objektiv für 50 Megapixel optimiert dazu zu kaufen. Außer Indizien wird das Gerücht dadurch gestützt, dass neue Pentax-Objektive für Vollformat ausgelegt sind und eine komplette Umstellung in dieser Richtung im Gange sein soll. Neu: Nun findet man sehr offiziell auf Seiten wie pentax.com etwas dazu, es ist also offiziell und kein Gerücht mehr. Die Kamera wird K-1 heißen und wohl etwa 36 Megapixel haben. Klingt gut, jetzt schauen wir mal was sie wiegt und was sie kostet und wie die Qualität ist.

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4 Kommentare

  1. ich benutze meine kleine leichte Nikon D600 (Vollformat 840g!) mit meinen bis zu 55 Jahre alten Objektiven ohne Einschraenkungen – wer dachte Geld sparen zu muessen und zu Canon, Olympus, Minolta gegriffen hat, sah sich im Schnitt alle 15 Jahre mit einem Anschlusswechsel konfrontiert. Uebrigens – eine gebrauchte D600 bekommt man wegen des schlechten Rufs der Kamera (Sensorstaub – mit ein wenig Geschick kein Problem) nachgeworfen ab 600 Euro – und der Markt an alten Nikon Objektiven ist auch sehr gut – 80 Millionen kompatible Linsen sind potentiell vorhanden. Die sind natuerlich ein wenig teurer als die alten Canon, Minolta, usw. – die sind naemlich wertlos! Axel

    1. Ja, es ist schön, dass es bei Nikon auch geht, die alten Objektive noch zu benutzen. Canon und Minolta haben glaube ich einige Male ihren Anschluss gewechselt.

  2. Karl, ich kann mein 57 Jahre altes Nikon NIKKOR 35/1.4 an meiner 2 Jahre alten Nikon D600 „mit allen Funktionen“ verwenden. An der K-1 geht nicht einmal die Offenblendmessung (selbstverstaendlich seit 50 Jahren) mit den alten K-Objektiven. Gruss Axel

    1. Ja, Nikon ist da vorbildlich..
      Wenn die Offenblendenmessung nicht geht, wären die Objektive ja nur sehr eingeschränkt nutzbar…

      Hier ist recht gut erklärt, was geht und was nicht.. Wie es aussieht, wollen neuere Pentaxkameras, dass beim Objektiv die Blende auf „A“ gestellt wird. Die Blendeneinstellung wird immer von der Kamera bezogen, selbst wenn man die Blende manuell einstellt. Diese „A“-Einstellung gibt es bei Pentax schon recht lange, die Autofocus-Objektive haben sie sowieso. Aber mit alten K-Bajonett-Objektiven aus den 70er und 80er Jahren geht es nicht. Das ist unnötig und ärgerlich, auch wenn es nur einen Teil der Objektive betrifft.

      War es in den 70er- und 80er-Jahren vorhersehbar, welcher Kamerahersteller die beste Kontinuität bieten würde? Soweit ich mich erinnere, waren damals Pentax, Canon und Minolta die größten Anbieter von hochwertigen Kameras und Nikon und Olympus hatten sehr gute, aber preislich etwas höher oben angesiedelte Kameras. Das Minolta ganz verschwindet, Pentax ein Nischenanbieter wird und Nikon und Canon den Markt unter sich aufteilen würden, war damals nicht vorhersehbar. Dass Canon und Minolta ihre Bajonette alle paar Jahre wechseln würden, auch nicht unbedingt. Vielleicht das eher. Pentax hatte sich ja dadurch, dass sie versuchten, ein „Standard-Bajonett“ zu etablieren, auf das auch die Mehrzahl der kleineren Hersteller aufsprangen, in Richtung einer Kontinuität orientiert. Bei Nikon mag es schon damals in der Philosophie der Firma gelegen haben, dass man das anstrebte. Immerhin eine Leistung im Engineering, dass das gelungen ist und dass Nikon damit heute Spitzenprodukte bauen kann.

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