Schienenverkehr in Madrid

Nachdem ich einmal wieder die Gelegenheit hatte, den Schienenverkehr in Madrid zu erleben, schreibe ich über meine Beobachtungen.

Wie in sehr vielen Orten der Welt heißt die U-Bahn in Madrid „Metro“. Eigentlich ist das ein viel eleganteres, schöneres und präziseres Wort als das deutsche Wort „U-Bahn“ (oder das schwedische Wort „T-Bana“), das eine unterirdische Führung suggeriert, und wir sollten auch auf dieses Wort umstellen, zumal es für ausländische Reisende unmittelbar verständlich ist. Vielleicht werde ich irgendwann einmal von „Metro“ statt „U-Bahn“ sprechen, aber für heute bleibe ich noch bei der „U-Bahn“, auch wenn es sich auf Länder bezieht, wo sie in der Landessprache „Metro“, „T-Bana“, „Subway“, „Underground“ oder „Overground“ genannt wird.

Madrid hatte schon in den 80er Jahren ein sehr gutes U-Bahn-System und dieses ist konsequent ausgebaut worden und gehört zu den umfangreichsten in Europa. Soweit es in der kurzen Zeit möglich ist, das zu beurteilen, funktionierte das System gut. Die Fahrkarten zu kaufen war etwas kompliziert, wenn man die Bedienung der dortigen Automaten nicht gewohnt ist. Das ist wohl bei jedem Nahverkehrssystem die größte Hürde. Wenn man dann einmal eine Fahrkarte hat, möglichst eine Tageskarte oder Mehrtageskarte, um die wiederholte Automatenbenutzung zu vermeiden, kann man die U-Bahn in jeder Station betreten, beliebig herumfahren und sie dann irgendwo ohne weitere Kontrolle der Fahrkarte verlassen. Vielleicht muss man in außen gelegenen Randbezirken oder beim Flughafen die Fahrkarte beim Verlassen noch einmal vorlegen und eine entsprechend teurere Zone gekauft haben.

Die U-Bahnen fahren auf einer Spurweite, die wie Normalspur aussieht, aber mit 1445 mm geringfügig breiter ist, und haben, anders als anderswo üblich, Oberleitungen und keine Stromschienen. Die Züge sind recht schmal, also schmaler als normale Reisezüge, wobei es wie in z.B. New York und London je nach Linien etwas breitere oder etwas schmalere Fahrzeuge gibt. In einer Stadt, wo die Menschen dazu neigen, abends lange wach zu sein, wäre zumindest am Wochenende ein 24-Stunden-Betrieb sinnvoll, aber die letzte Fahrt findet jeweils etwa um 1:00 oder etwas später statt, etwa um die Zeit, zu der sich ausgewillige Spanier auf den Weg machen, um dann morgens mit den ersten Fahrten gegen 5:00 oder 6:00 heimzufahren. Entsprechend voll waren die U-Bahnen in den Abendzeiten und entsprechend leer am Vormittag, allerdings gilt diese Beobachtung nur für das Wochenende. Ein kleiner Nachteil ist, dass man relativ oft zweimal umsteigen muss, was dann doch entsprechende Wartezeiten akkumuliert. Es kann sich lohnen, stattdessen die zweitnächste U-Bahn-Station zu verwenden und ein paar hundert Meter mehr zu gehen.

Außerdem gibt es auch ein S-Bahn-System, auf Spanisch „Cercanias“ genannt. Diese bilden ein gröberes Netz, fahren seltener, aber bieten schnellere Verbindungen und reichen weiter ins Umland. Der Flughafen ist sowohl per U-Bahn als auch per S-Bahn angebunden. Die S-Bahn stellt eine gute Verbindung zwischen den beiden Hauptbahnhöfen „Atocha“ und „Chamartin“ her, von denen aus die Hochgeschwindigkeitszüge und auch die auf Breitspur verkehrenden Fernzüge nach Norden und Süden verkehren. Dieselben Tageskarten gelten für U-Bahn und S-Bahn.

Hier ist eine Verbindung für die Hochgeschwindigkeitszüge geplant, so dass durchgängige Züge oder zumindest nur einmaliges Umsteigen, möglich werden. Für Paris wäre so etwas zwischen Gare de Lyon und Gare du Nord auch sehr wünschenswert… In Spanien baut man das wohl wirklich, aber es kann noch eine Weile dauern, bis das fertig ist.

Leider hat man bei Hochgeschwindigkeitszügen den Zugang sehr erschwert. Man muss durch eine Gepäckkontrolle wie beim Flugzeug und dadurch gehen etwa 15-30 min beim Einsteigen und somit ein Teil des Zeitgewinns durch die hohe Geschwindigkeit verloren.

Insgesamt ist die Stadt gut erschlossen und der Weg zur nächsten U-Bahnstation ist zumindest im dichter genutzten inneren Bereich der Stadt immer recht kurz, aber man muss doch wegen des mehrmaligen Umsteigens für eine Fahrt innerhalb der Stadt oft mehr als eine halbe Stunde einplanen. Wenn man etwas mitdenkt, kann es hilfreich sein, Google-Maps für die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verwenden und diesen Vorschlag vielleicht mehr als Anregung zu verstehen um sich selbst die beste Verbindung auszusuchen. Vorteil ist, dass dort die Fahrpläne einfließen und Verbindungen mit kurzen Umsteigezeiten bevorzugt werden. Dafür wird das U-Bahn-Fahren wegen Daten-Roaming etwas teurer.

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