Wir reden im Alltag nur von Haltestellen bei öffentlichen Verkehrsmitteln, aber bei größeren Haltestellen gibt es auch für Busse und Straßenbahnen so etwas wie die verschiedenen Gleise in Bahnhöfen. Die betreffenden Fahrzeuge halten an einem bestimmten Punkt und mehrere solche Punkte sind zu einer Haltestelle mit einem Namen zusammengefasst. Die nennt man Haltepunkte. Wenn wir etwas nachdenken, ist der Normalfall einer Haltestelle sogar aus mindestens zwei Haltepunkten gebildet. Der Bus hält für zwei verschiedene Fahrtrichtungen auf verschiedenen Straßenseiten. Davon gibt es Ausnahmen, wenn die Linie in der Nähe der Endstation eine Schleife fährt und dadurch wirklich nur ein Haltepunkt an jeder Haltestelle existiert. Diese Linienabschnitte sind auf den Plänen der Verkehrsbetriebe meistens als „halbe Haltestellen“ dargestellt, weil sie ja nur für eine Fahrtrichtung gelten. Noch seltener gibt es Ringlinien, die nur in einer Richtung verkehren oder bei denen man für die Gegenrichtung eine andere Liniennummer gewählt hat. Aber dann hat man schon wieder Haltestellen mit zwei Haltepunkten für die beiden Linien.
Wenn man Datenmodelle für ÖPNV-Systeme entwickelt, ist es eine interessante Frage, ob man es erlaubt, dass sich Linien mit sich selbst überschneiden, z.B. wenn die Linie wie eine „8“ verläuft und in der Mitte sich selbst kreuzt. Oder häufiger wenn die Linien eine Rundfahrt durch einen Stadtteil macht und dann die Fahrt auf derselben Route fortsetzt. In diesem Fall ist es auch für die Fahrgäste schwierig, was für die IT-Systeme schwierig ist. Dass „Linie 8“ in zwei Richtungen fährt, sind wir gewohnt. Wenn wir etwas nachdenken, sind wir es auch gewohnt, dass es von „Linie 8“ darüber hinaus Varianten gibt, die man „Routen“ nennt. Das kann heißen, dass der maximale Laufweg nicht bei jeder Fahrt gefahren wird, sondern dass man bei einigen Fahrten schon früher endet. Das hat fast jedes ÖV-System für die erste und die letzte Fahrt, aber viele setzen es für wenig frequentierte Endhaltepunkte ein oder für Verstärkerfahrten während der Hauptverkehrszeit. Oft ist die Liniennummer dieselbe, seltener ist es eine „ähnliche“ Liniennummer, wie z.B. „8A“ oder „8E“. Aber auch dass sind wir gewohnt. Etwas weniger häufig mit derselben Liniennummer, aber immer noch sehr üblich ist es, dass in der Nähe der Endstation verzweigt wird und abwechselnd verschiedene nahe beieinander liegende Endpunkte angefahren werden. In Kiel hatte man in den 70er-Jahren Linien 7 und 17 bzw. 8 und 18 für so etwas gemacht, die auf dem ganzen Laufweg fast gemeinsam fuhren und sich nur in der Nähe der Endstation trennten. Das wird oft mit einer Linie gemacht, auch in den 70-Jahren in Kiel bei anderen Linien. Ebenso kommt es vor, dass sogar der Laufweg variiert wird. Zum Beispiel gibt es für einen bestimmten Abschnitt zwei alternative Wege, die etwa gleich lange dauern und die abwechselnd befahren werden, um beide Gebiete zu bedienen. Dann ist es „Linie 8 nach ABC über UV“ und „Linie 8 nach ABC über XY“. Trotzdem sollte eine Liniennummer eine „Idee“ verkörpern, also mit allen ihren Routen in etwa die gleiche Strecke abbilden. Aber wenn dieselbe Route in derselben Richtung an derselben Haltestelle zweimal vorbeikommt, wird es für Fahrgäste wirklich schwierig, vor allem, wenn beide Halte am selben Haltepunkt sind. Hierfür gibt es auch eine Lösung, die sich „Mutation“ nennt. Eine Fahrt wird irgendwo an einer bestimmten Haltestelle in eine andere Linie umgewandelt. Wenn sie zum zweiten Mal an derselben Haltestelle vorbeikommt, ist sie schon die neue Linie und nicht mehr zu verwechseln. An der Stelle wäre ein Hinweis auf die bevorstehende Mutation vielleicht hilfreich.
Bei unseren Haltepunkten hat man meistens eine Idee, welche Linie für welche Fahrtrichtung wo hält. Nun ist es interessant, wie die genau angeordnet sind. Wenn man z.B. eine Verzweigung hat und alle drei Kombinationen kommen vor, sollte es möglich sein, zu einem Haltepunkt zu gehen, wo die Fahrt in die gewünschte Richtung fährt. In einer Fußgängerzone mit ÖPNV und mit relativ kurzen Fahrzeugen ist das einfach, man sieht das Fahrzeug und geht schnell hin. Bei langen Straßenbahnen kann das schon schwierig werden, weil man eventuell weit laufen muss und die Straßenbahnen noch den Weg blockieren. Meistens sind an den wichtigeren Haltepunkten heute kleine Anzeigetafeln, die die nächsten Fahrten ankündigen und dann z.B. bei Straßenbahnen Gleisnummern für die Haltepunkte verwenden. Dann kann es aber eine schwierige Entscheidung sein, ob man es schafft, in 1 min zu Gleis 3 zu kommen oder in 3 min zu Gleis 5. Wenn da eine Kreuzung mit längeren Anmpelwartezeiten ist, kann das schon einmal ein Problem werden.
Bei normalen Haltestellen, die bei einer Ampel liegen, ist es etwas vorteilhafter, die Haltestelle vor der Ampel anzulegen, weil dann insgesamt ein Teil der Wartezeit an der Ampel für den Fahrgastwechsel verwendet werden kann. Bei ÖV-gesteuerten Ampeln relativiert sich das. Bei komplexeren Haltestellen kreuzen Linien sich nicht nur. Gemeinsame Läufe ändern sich auch, weil Linien abbiegen. Die fahrgastfreundlichste Lösung sind hier Haltepunkte hinter der Kreuzung, weil man dann alle Fahrten in eine bestimmte Richtung an einem Haltepunkt findet. Ideal wäre aber immer noch, wenn man auf dem Mobiltelefon seine ÖV-Fahrt realistisch planen könnte. Das bedeutet, dass die Software ein Profil des Nutzers kennt. Es geht darum, wie schnell man beim Umsteigen gehen kann. Und dass die Software Ampeln kennt. In „Echtzeit“ Ampelzustände zu kennen wäre wohl zu viel verlangt, aber Durchschnitts- und Maximalwerte für das Umsteigen für den aktuellen Nutzer kann die Software kennen und so die optimale Verbindung angeben. Man könnte noch wählen, ob man die durchschnittliche Reisezeit über viele Fahrten optimieren will oder ob man eine Verbindung haben will, bei der man das Umsteigen fast sicher schafft.