Bahnverkehr in den Niederlanden: ein Augenschein

Die größte Stadt und die Hauptstadt in den Niederlanden ist Amsterdam, aber Rotterdam ist fast gleich groß. Nun könnte man also meinen, dass Amsterdam CS oder Rotterdam CS der wichtigste Bahnhof in den Niederlanden ist, aber diese Rolle hat Utrecht CS. Utrecht ist selbst die drittgrößte Stadt in den Niederlanden mit einem dicht besiedelten Umland, aber es ist auch der zentrale Umsteigebahnhof für sehr viele Verbindungen.

Die Strecke von Utrecht nach Amsterdam ist viergleisig. Angeblich plant man so etwas auch für die Strecke von Utrecht nach Rotterdam. Konkret sind ein kurzer Abschnitt bei Gouda und die ersten 15 km ab Utrecht bis zur Abzweigung der Strecke nach Leiden viergleisig, wobei innerhalb von Utrecht noch eine Lücke ist, die man noch schließen muss. Etwa 40 km sind aber noch zweigleisig.

Von Utrecht zu den beiden Städten Rotterdam und Amsterdam gibt es jeweils etwa alle 15 min einen IC-Zug. Außerdem fahren einige Züge knapp dran vorbei. In Amsterdam ist es auf dem Weg von Utrecht zum Flughafen ein Umweg über den Hauptbahnhof zu fahren und so gewinnen andere Bahnhöfe an Bedeutung, weil einige Züge direkte Wege von Utrecht zum Flughafen und weiter nach Leiden nehmen. Auch Rotterdam wird knapp in der Nähe passiert, wenn Züge von Utrecht nach Den Haag fahren.

Der Zugverkehr sieht also recht dicht aus, die Züge sind voll, aber leider habe ich die wenigen Male, wo ich da war, oft Verspätungen erlebt, die überraschend starke Auswirkungen hatten, weil Anschlusszüge nicht warten. Da die Niederlande recht dicht besiedelt ist, ist anscheinend trotz der gut ausgelasteten Züge der Anteil des motorisierten Individualverkehrs noch zu hoch und mir haben Niederländer erzählt, dass dieser so hoch sein soll, dass es sogar Ärger mit der EU wegen der Emissionen geben soll. Ich weiß nicht, ob es stimmt.

Das Bahnnetz ist fast ausschließlich auf den Personenverkehr ausgerichtet. Jahrzehntelang war es Politik, den Personenverkehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel und den Güterverkehr auf Binnenschiff und Lkw zu bringen, um die niederländischen Transportunternehmer zu fördern. Das hat sich inzwischen etwas geändert. Die Bahn genießt inzwischen auch beim Güterverkehr mehr Priorität und man hat einen dezidierte Güterzugstrecke von Rotterdam bis zur deutschen Grenze bei Emmerich gebaut, die auf deutscher Seite durch dreigleisigen Ausbau der Strecke abgenommen werden soll. Diese ist mit 25kV elektrifiziert, was in den Niederlanden als zukunftsträchtige Elektrifizierung angesehen wird, während die heute übliche mit 1500 V Gleichstrom für Güterzüge und für schnelle Züge zu schwere Oberleitungen verlangt.

Von Amsterdam nach Rotterdam gibt es parallel zur alten Strecke über Haarlem und Leiden eine direkte Hochgeschwindigkeitsstrecke, die weiter nach Brüssel führt. Internationale Züge nach Paris fahren hier mit 300 km/h und man wollte es auch für den Beneluxverkehr von Brüssel über Antwerpen, Rotterdam nach Amsterdam nutzen. Die Züge dafür hatten technische Probleme, die Belgier stiegen aus und was jetzt übrig geblieben ist, ist ein Super-IC unter dem Namen Fyra, der mit 160 über die Hochgeschwindigkeitsstrecke brettert und dafür einen schön hohen Fahrpreis nimmt. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Amsterdam über Utrecht nach Emmerich war lange geplant, aber nun ist mit dem viergleisigen Ausbau zwischen Utrecht und Amsterdam stattdessen wohl die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 200 km/h bevorzugt. Von Utrecht nach Emmerich sind mir keine Ausbaupläne bekannt und auch von Utrecht nach Rotterdam wird es wohl nicht so schnell schneller.

Alles in allem sind die Niederlande aber sicher ein interessantes Bahnland mit viel ungenutztem Potential.

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