Vorweg, es geht nicht um psychologische Aspekte, dass man etwa wegen einer schlechten Nachricht schlecht schläft.
Es geht um ein sehr vereinfachtes Modell, wie es Ökonomen verwenden und Wissen und Information setzen sich in Geld oder andere messbare Vorteile um, für die man Geld bezahlen würde.
Ein Beispiel:
Ein ICE von Leipzig nach Nürnberg hatte einen Defekt, der bewirkte, dass ab Erfurt nicht die NBS befahren werden konnte. Nur er also statt mit 300 km/h auf dem kürzesten Weg überwiegend mit 100 bis 160 km/h über einen riesigen Umweg via Fulda und Würzburg. Nur zwischen Fulda und Würzburg gab es einen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die womöglich auch noch umgangen werden musste. Wer sich also etwas mit dem Bahnbetrieb auskennt, wusste, dass es lohnend war, in Erfurt auszusteigen und auf den nächsten Zug zu warten, der die normale Route befuhr, weil es sonst etliche Stunden Verspätung würden. Wenn das aber alle Fahrgäste gewusst hätten, hätte es bei dem nächsten Zug das Problem gegeben, dass sehr viele Fahrgäste dort eingestiegen wären und viele keinen Platz gefunden hätten. Das hätte dazu führen können, dass der Zug nicht abfahren kann oder erst mit großen Verzögerungen. Eventuell wäre es sogar nicht möglich gewesen, alle mitzunehmen. Also wurde diese Information auf geschickte Weise zufällig erst zu spät ausgegeben, als der Zug schon abgefahren war und die wenigen, die es aus selber wussten, konnten problemlos Plätze finden und sogar noch reservieren. Ethisch gesehen muss man der Bahn zugute halten, dass sie nie Falschinformation herausgegeben haben, sondern nur Information verzögert weitergegeben haben. In so einer Situation haben es gut organisierte Fluggesellschaften leichter. Sie können ihre Fluggäste individuell kontaktieren und auf verschiedene Alternativflüge umbuchen. Und natürlich sind ein paar Stunden Verspätung beim Bahnfahren ein absoluter Skandal und beim Fliegen ist das ziemlich normal. Zumindest ist es mir beim Fliegen viel häufiger passiert und ich fahre viel mehr Bahn als dass ich fliege. Vielleicht lässt sich auch für die Bahn eine Möglichkeit finden, dass ein Computer Fahrgästen individuelle Alternativrouten anbietet, zumindest allen, die die App benutzen.
Noch ein Beispiel:
Als diese Corona-Krise begann, hatten einige kluge Leute sich schon Masken und Desinfektionsmittel beschafft. Ich hatte selbst Desinfektionsmittel schon lange vorher im Haus und Masken für relativ viel Geld schon im März gekauft. Da wurde die Information von Regierungsstellen und Medien verbreitet, dass Masken und Desinfektionsmittel für normale Menschen nutzlos seien. Einige haben ihre Masken und ihr Desinfektionsmittel im Internet an Bedürftigere verschenkt. Nun hatte man von beidem zu wenig und es gibt Orte, wo man beides dringender brauchte als beim normalen Sitzen im Linienbus oder beim Einkaufen, z.B. in Krankenhäusern. Und für jeden von uns war vielleicht nützlicher, dass die Krankenhäuser gut funktionierten als das damals noch sehr geringe Ansteckungsrisiko zu vermeiden. Sehr schnell hat es dann funktioniert, von beidem genug herzustellen und zufällig änderten sich auch sehr schnell die Empfehlungen und wurden zu Vorschriften. Ich weiß nicht, ob die Falschinformation im ersten Quartal dieses Jahres eine bewusste Lüge war oder Unwissenheit. Ich denke, wenn man Unwissenheit annimmt, ist es akzeptabel und vielleicht sogar zu einem gewissen Grad ein Glücksfall. Die Leser und seine eigene Bürger gezielt anzulügen hielte ich für unethisch, auch wenn es nützlich gewesen wäre. Es hätte legitime und ethische Möglichkeiten gegeben, damit umzugehen. Man hätte z.B. sagen können, dass Masken und Desinfektionsmittel wahrscheinlich nützlich seien und dass es im dem Moment Lieferengpässe gebe und daher primär diejenigen bedient werden müssten, die beruflich bedingt oder aufgrund spezieller Krankheiten diese Dinge dringend brauchen, auch ohne Covid-19. Man hätte dafür nicht lügen müssen, sondern nur Lieferanten auferlegen müssen, primär Krankenhäuser zu beliefern. Aber es kann ja Unwissenheit gewesen sein.
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