Covid-19: ist es schon vorbei?

Das Thema hat seit fast zwei Jahren unheimlich polarisiert…
Sind die Reaktionen auf Covid und die Reaktionen übertrieben oder angemessen oder gar untertrieben?
Hat man vor zwei Jahren mit 75’000’000 Toten wegen Covid weltweit gerechnet, mit 15’000’000 oder mit 5’000’000?
Und natürlich die Diskussion „mit Covid gestorben“ oder „an Covid gestorben“…
Wird der Abbau von Freiheit, Demokratie und Grundrechten temporär bleiben oder nach dem Prinzip „zwei vor eins zurück“ dauerhafte Spuren hinterlassen? Oder gab es diesen Abbau gar nicht?
Ist die Impfung gut oder gefährlich? Impfpflicht…
Welches Land hat es am besten gemacht?
Soll man immer auf die absolut „sichere Seite“ setzen? Oder gibt es keine echte nachhaltige Sicherheit bei extremen Ansätzen, weil sie letztlich auch ihren Preis haben, der irgendwann höher ist als die Schäden durch Covid-19?

Nun, nach etwa zwei Jahren mit dieser Pandemie kann man sich Gedanken machen…

Also, die Pandemie ist noch nicht ganz vorbei, aber es hat sich sicher herumgesprochen, dass die Omikron-Variante jetzt dominiert und dass die Infektionen mit dieser Variante wesentlich weniger gefährlich sind als die Infektionen mit den früheren Varianten. Nun kann es dazu kommen, dass sich so viele Leute mit Omikron infizieren, dass trotzdem die absolute Anzahl der schwer Kranken so groß wird, dass man sie nicht mehr gut behandeln kann. Allerdings ist meines Wissens mit Omikron bis jetzt noch nirgendwo in der Welt so ein Covid-Hotspot entstanden wie 2020 in Norditalien oder in New York, wo das Gesundheitssystem völlig überlastet war und wirklich viele Menschen an Covid gestorben sind. Eigentlich ist das eine Gelegenheit, das ganze etwas gelassener zu sehen.

Für extreme Ansätze ala „NoCovid“ oder „ZeroCovid“ gibt es wohl keine Basis mehr, auch wenn China, Neuseeland und Australien eisern versuchen, daran festzuhalten. Es ist wesentlich schwieriger, Omikron einzudämmen. Selbst die Impfung wirkt nicht mehr so gut wie gegen frühere Varianten. Andererseits ist Omikron auch nicht mehr so gefährlich für die, die es bekommen. Wobei man zwei Faktoren nicht vergessen sollte: Geimpfte können es zwar trotzdem noch bekommen, aber die Impfung wird immer noch schwere Verläufe unwahrscheinlicher machen. Und man weiß inzwischen viel besser, wie man die Krankheit erkennt und behandelt und es kommen auch gute Medikamente auf den Markt. Über die Omikron-spezifische Impfung hört man verschiedene Dinge. So soll sie von BionTech/Phizer bereits im März oder April 2022 kommen, von Moderna erst im Herbst. So kann es sinnvoll sein, noch etwas Zeit zu gewinnen, also moderate Vorsichtsmaßnahmen beizubehalten, damit ein Teil der Menschen die Krankheit vermeiden kann und sich speziell gegen Omikron impfen lassen kann. Auch wenn es nicht mehr so gefährlich ist, es bleibt ja eine „nervige“ Krankheit, die man lieber nicht haben will.

Eine Impfpflicht mit einem Impfstoff, der noch nicht an Omikron angepasst ist, ist eine bizarre Absurdität. Ich denke, hier ist wirklich Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung des Einzelnen gefragt. Wer sich impfen lassen will, soll dies tun. Vielleicht wird man für maximale Vermeidung von Covid sich noch eine Weile alle 3-4 Monate impfen lassen und dann jährlich mit der Grippe-Impfung. Aber dies wird ein schrumpfender Teil der Bevölkerung tun, da es ja nicht mehr um Zertifikate oder die Vermeidung einer als lebensgefährlich wahrgenommenen Krankheit geht, sondern nur noch um die Vermeidung einer nervigen Krankheit, Vermeidung von Arbeitszeitausfall oder Krankheit zu einem ungünstigen Zeitpunkt, Vermeidung von Verdienstausfall für Selbständige u.s.w.. Also, die Länder, die jetzt Impfpflicht einführen wollen: Bitte lasst es, das ist einfach Quatsch…

China, Neuseeland und Australien werden noch ein größeres Problem vor sich haben. Irgendwann müssen sie ihre Grenzen wieder öffnen und ihre No/Zero-Covid-Strategie, oder dauerhaft bezüglich Grenzregime zu einer Art „DDR light“ werden. Es wird dann in diesen Ländern noch einmal eine Covid-Welle geben und man muss dann der Bevölkerung verkaufen, dass die tiefen Zahlen, die sie bisher hatten, nicht die ganze Wahrheit waren. Natürlich wird es insgesamt im Vergleich dabei bleiben, dass diese Länder am Ende tiefere Zahlen der akkumulierten Todesfälle pro Million Einwohner haben werden als andere, aber es ist psychologisch extrem schwierig, die Maßnahmen fallen zu lassen, wenn man weiß, dass danach nochmal eine „Welle“ kommt. Mit Omikron wird sie ja nicht so schlimm sein… Aber in Ländern mit NoCovid wird die Angst vor diesen Wellen sehr gepflegt…

Wie es aussieht, hat Schweden über die Gesamtdauer der Pandemie eine etwas tiefere Übersterblichkeit als europäische Hardcore-Covid-Bekämpfer wie Frankreich, Deutschland und Italien. Man sollte das aber mit sehr großer Vorsicht genießen. Es gibt sehr viele Faktoren, die länderspezifisch eine Rolle spielen und ich glaube, bezüglich Covid sind diese noch nicht vollständig analysiert:

  • Wie ist das Leben in den Ländern organisiert?
  • Hält man im Alltag viel Abstand oder eher nicht? Hat man Gelegenheit dazu?
  • Wie gut ist „Homeoffice“ in der Kultur des Landes verankert?
  • Gibt es genetische oder kulturelle Faktoren, die die Empfänglichkeit für Covid und für schwere Verläufe beeinflussen?
  • Klima?
  • medizinische Versorgung
  • ….

Deshalb ist es schwer anhand von dieser Zahl, die letztlich den Gesamterfolg der Strategie zeigt, zu sagen, welches Land es besser gemacht hat.

Trotzdem kann man einige Dinge festhalten:

  • eine moderate Strategie wie sie Schweden verfolgt hat, war sicher nicht ganz falsch
  • die Impfungen waren wahrscheinlich ein wichtiger Faktor, um der Pandemie die Gefährlichkeit zu nehmen
  • die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten war sicher hilfreich
  • extreme Maßnahmen wie Ausgangssperren, die nicht direkt etwas mit der Bekämpfung der Pandemie zu tun hatten, waren weitgehend nutzlose Schikanen der Bevölkerung
  • erratische Ladenschließungen, wie Reduktion der Öffnungszeiten oder plötzliche Schließungen kurz vor Weihnachten mit massivem Ausweichen in Nachbarregionen haben sicher die Verbreitung des Virus beschleunigt. Das war für intelligente Menschen schon offensichtlich, als die Maßnahmen verhängt wurden.
  • allgemeiner: Panikmodus führte zu Fehlentscheidungen, die verständlich, aber unvorteilhaft sind.
  • subtile „Neuerungen“ wie Einschränkungen des Demonstrationsrechts, höhere Intoleranz gegen Andersdenkende, Abbau von Datenschutz, Aufbau von Überwachung, Zugang nur mit Zertifikaten…. werden teilweise bleiben, wenn man sie nicht bekämpft
  • Masken und Abstand und allgemeiner das primäre Betrachten andere Menschen als Virenschleuder sind nicht gratis, sie stören massiv die zwischenmenschliche Kommunikation. Auch davon sollten wir beizeiten wegkommen.

Was sind jetzt sinnvolle Optionen:

Ich denke, es wird Zeit, langsam zur Normalität zurückzukehren, also die Restriktionen nach und nach abzubauen. Über das Tempo kann man diskutieren.

Es bleibt sinnvoll, die Impfungen weiterhin anzubieten und ernst zu nehmen, aber ich glaube es gibt keine Basis mehr für Impfzwang.

Zertifikate: Es sollte sicher das Ziel sein, dass man diese im Inland nicht mehr braucht. Aber weltweit wird man sie noch lange irgendwo brauchen, deshalb sollten sie auf keinen Fall abgeschafft werden. Man bekommt ein Zertifikat für Impfung, Test etc, aber muss es immer seltener zeigen. Das ist der richtige Weg. Und solange es ein Land in der Welt gibt, das noch auf Zertifikaten besteht, sollte man für Impfung, Genesung und Test auch noch eines bekommen können. Und ja, die gelben Bücher tun es nicht, die sind einfach bezüglich Fälschungssicherheit ein totaler Witz und der Anreiz zu fälschen ist einfach im Moment riesig, gepaart mit der moralischen Legitimation, die sich Impfgegner dazu aufbauen. Auch wenn es als Urkundenfälschung eine schwerwiegende Straftat ist, wenn mal jemand damit erwischt wird.

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