Impfstoff gegen Covid-19

Wie es aussieht, sind mehrere Impfstoffe schon zugelassen oder kurz davor.

Zur Frage, ob man sich trauen sollte, sich impfen zu lassen, gibt es ja sehr kontroverse Meinungen im Internet und wenn man nicht wegen der Krankheit zuhause säße auch im wirklichen Leben.

Das mit den Chips, die in der Impfung drin sind, ist Quatsch.  Ersten kann man (noch) nicht so kleine Chips bauen, dass sie unsichtbar sind, aber doch in der Lage sind, genug Energie zu haben und mit externen Kommunikationspartnern zu kommunizieren.  Es gibt Überwachungsmechanismen, gegen die wir uns vielleicht wehren sollten, die aber viel effizienter sind, z.B. Mobiltelefone, Kreditkarten, Facebook, Kameras und Gesichtserkennung u.s.w.

Zu den Risiken: Es gibt Risiken mit der Impfung und es gibt Risiken, wenn man sich nicht impfen lässt. Irgendwann bekommt man die Krankheit und das Risiko eines schweren oder tödlichen Verlaufs oder länger anhaltender Folgen sollte man in Betracht ziehen und gegen die Risiken der Impfung abwägen.

Ich habe nun das Glück, unter Freunden und Familie viele Ärzte, Pharmazeuten und Krankenpfleger zu haben und so bekomme ich garantiert ehrliche Informationen von Leuten, deren Fachgebiet das ist. Und ja, das Ergebnis ist, dass ich mich impfen lassen werde und das auch empfehle. Aber es muss jeder selber wissen.  Für einen Impfzwang gibt es weder genug Impfstoffe noch sind sie wirkungsvoll genug, um die Krankheit auszurotten.  Das wird man vielleicht in ein paar Jahren mit noch besseren Impfstoffen schaffen.

Was versprochen wird, ist dass das Risiko einer Erkrankung um 90% gesenkt wird. Was man noch nicht genau weiß, ist ob auch das Risiko, die Infektion mit einem unscheinbaren Verlauf zu bekommen und das Risiko, andere anzustecken niedriger werden, aber das wird man bald wissen.  Annahmen dazu sind natürlich schon möglich.

Nun haben sich einige Länder Impfstoffe gesichert und es gibt Zeitpläne für die Impfung. Wie sich schon länger abzeichnete, waren Impfstoffe etwa im November 2020 verfügbar, mit Zulasseung in vielen Ländern gegen Dezember oder Januar 2021. Oder mit Sondergehmigung aufgrund des Verlaufs der Phasen 1/2 auch schon etwas früher.  Länder, die sich weniger bemüht haben oder deren Verhandlungsposition etwas schlechter ist, kommen etwas später dran, aber es wird wohl bald genug Impfdosen für alle geben, die das wollen.

Nun hat man Priorisierungen gemacht.  Über 80-jährige und ein Teil des medizinischen Personals zuerst, dann über 75-jährige, über 70-jährige u.s.w und jeweils weitere Gruppen mit berufsbedingtem Kontakt zu vielen Menschen und dem Potenzial, die Krankheit zu bekommen oder weiterzuverbreiten (falls die Impfung dagegegen hilft), z.B. Verkäufer, Mitarbeiter öffentlicher Verkehrsmittel u.s.w.

Da medizinisches Personal als Gruppe ihre Interessen sehr gut artikulieren kann, mag man die Frage stellen, ob es daran liegt, dass sie z.B. vor den Verkäufern, Lehrern und Busfahrern drankommen, die ja auch mit vielen Menschen arbeiten müssen.  Allerdings gibt es vielleicht einen guten Grund, dass das sinnvoll ist.  Abgesehen von „eat your own dogfood“.  Wer die Impfung, vor der viele Angst haben, verabreicht und sie selbst nicht bekommen hat, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.  Aber hier geht es darum, das medizinisches Personal mit Leuten arbeitet, die tatsächlich irgendwie krank sind. Das ist ihr Beruf. Es kommen also dort gehäuft Leute vorbei, die z.B.  Covid19 haben oder die zufällig einen anderen Krankheit haben, die in Kombination mit Covid19 speziell gefährlich ist.  Dass die Krankheit für ältere gefährlich ist, ist bekannt.  Man könnte aber auch überlegen, was der Erwartungswert an verlorener Lebenszeit ist statt nur die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben.  Auf der Basis könnte man eine Priorisierung ermitteln.  Wie es aussieht, wird man aber in der Schweiz auch als jemand, der nicht eine Gruppe mit höherer Priorität angehört, im ersten Halbjahr 2021 die Impfung bekommen können.  Ich gehe davon aus, dass sie ähnlich wie die Grippeimpfung jährlich wiederholt werden muss.  Aber wir werden das sehen.

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5 Kommentare

  1. Der Erwartungswert an durch Impfung nicht verlorener Lebenszeit ist ein Konzept, welches ethisch bislang keine Akzeptanz hat. Bei COVID19 würde das nicht so viel ändern, das das Risiko mit dem Alter deutlich stärker als linear ansteigt. Ganz allgemein, was sollte die Richtschnur sein?
    1. Zahl geretteter Leben?
    2. Nicht verlorene Lebenszeit? Allerdings hieße das, dass Leute mit Vorerkrankung weniger Schutz erhielten.
    3. Bereits genossene Lebenszeit? Wer 80 Jahre alt ist, hat i*hr Leben gelebt. Ein 20-jährige*r hat dagegen ein höheres Anrecht auf Lebenszeit, da er noch nicht so lange leben durfte.
    4. Wert für die Gesellschaft? Wir retten zuerst diejenigen, von denen mehr Leute abhängen – also z.B. Kinder, die betreut und unterhalten werden müssen, Firmenchef*innen und Politiker*innen, die besonders wichtig erscheinen. Von dort ist es kein weiter Schritt, um andere Menschen als „weniger wert“ zu erklären. Ethisch hoch problematisch, aber faktisch die Realität.
    5. Persönliches Verhalten? Sollten wir dann aber zuerst diejenigen impfen, die sich vorbildlich verhalten haben, oder diejenigen, die alle Regeln ignorieren, um damit die Gefahr für die Gesellschaft zu reduzieren (sofern der Impfstoff das tut)?
    6. Gruppenbezogen? Wir erklären einfach bestimmte Gruppen für mehr oder weniger Wert. Diese Menschenverachtung begründen wir damit, dass früher auch eine Menschenverachtung bestand und verweigern Leuten, deren Vorfahren privilegiert waren, die Impfung. Auch in der Vergangenheit wechselten sich beherrschte und herrschende Gruppen gelegentlich ab. Wer so handelt, katapultiert uns in die düstere Zeit vor der Universalität der Menschenrechte zurück.

    Für die Impfung des Krankenhaus- und Pflegepersonal sprechen noch zwei weitere Gründe:
    a) Ohne gesundes Krankenhauspersonal geht es den COVID-Patient*innen schlechter. Es steigt damit also die durch Impfung nicht verlorene Lebenszeit.
    b) Wer in der Gesellschaft das Sonderopfer auf sich nimmt und sich einem deutlich erhöhten Ansteckungsrisiko in der Krankenpflege aussetzt, hat zwar pro Erkrankung kein so deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko (obgleich auch das mit der Dosis steigt), sondern vor allem ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, welches das Todesrisiko dann insgesamt erhöht.

    1. Vielen Dank für den Kommentar.

      Das sind natürlich komplexe pragmatische und ethische Fragen.

      Ich bleibe aber dabei, dass es eine gute Idee wäre, die verlorene Lebenszeit einzubeziehen und nicht allein auf die Anzahl der geretteten Leben Bezug zu nehmen und hoffe auf eine Diskussion und letztlich größere Akzeptanz dieser Idee. Letztlich gibt es natürlich keine absolute Wahrheit in ethischen Fragen, sondern man muss sich entscheiden.

      Pragmatisch sollte man zumindest ein Minimum dafür tun, dass das System funktionsfähig bleibt, denn ohne dieses ist ja auch gar nicht möglich, denen zu helfen, denen gemäß ethischer Sicht zuerst geholfen werden sollte. Das ist kurzfristig das medizinische und logistische System, aber aus etwas längerer Sicht auch das ökonomische System und aus noch etwas längerer Sicht die Umwelt.

      In diesem Fall wird ja wahrscheinlich die Impfung mit etwas Verzögerung auch den niedriger priorisierten Personen zur Verfügung stehen. Somit ist es so oder so eine erfreuliche Nachricht, wenn man grundsätzlich an die Sinnhaftigkeit von Impfungen glaubt. Soweit ich es sehe, tut das im Moment eine knappe Mehrheit, aber viele sind sehr skeptisch.

      Für die zusätzlichen Argumente für die Impfung von Krankenhauspersonal und Pflegepersonal: 100% Zustimmung. Es steht außer Frage, dass es gut ist, das Gesundheitspersonal möglichst früh an der Impfung teilhaben zu lassen.

      Berufe, die ebenfalls stark exponiert sind und die viel dazu beitragen, dass alles funktioniert (s.o. „Logistik“) und die keine so gute Lobby haben wie das Gesundheitspersonal, z.B. Verkäufer und Mitarbeiten von Bahn, ÖPNV und Transportgewerbe, sollten nach dem Gesundheitspersonal mit hoher Priorität die Impfung bekommen können.

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