Verlauf Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg – Erfurt – Leipzig

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass die neue Bahnstrecke von Nürnberg nach Leipzig einige Besonderheiten aufweist.

Erfurt ist ein großer Umweg. Hier hätte man über Gera, Zwickau oder Jena eine kürzere Verbindung haben können.

Ich denke auch, dass eine solche Verbindung von Nürnberg nach Leipzig eine gute Wahl gewesen wäre. Allerdings sollte man nicht übersehen, dass der Verlauf über Erfurt trotz allem auch Vorteile hat.

Die Verbindung von Leipzig nach Frankfurt, Mannheim, Stuttgart und Basel ist mindestens so wichtig wie die nach Nürnberg und München. Diese verläuft sowieso über Erfurt. Deshalb kann der Abschnitt zwischen Leipzig und Erfurt von sehr vielen Verbdindungen gemeinsam genutzt werden. Wenn man also die Verbindung von Leipzig nach Nürnberg direkter via Zwickau oder Gera neu gebaut hätte, wäre entweder die Verbindung nach Frankfurt nicht beschleunigt worden oder man hätte den Abschnitt Leipzig – Erfurt nur für den Verkehr in Richtung Frankfurt gebaut. Hier gibt es übrigens noch ein gewisses Potential, über Kassel und Paderborn zum Ruhrgebiet zu fahren. Die Strecke ist auf einigen Abschnitten für 200 km/h ausgebaut worden, wird aber kaum für schnelle Fernzüge genutzt und man fährt von Leipzig zum Ruhrgebiet heute eher den Umweg über Magdeburg und Hannover.

Ein zweiter Vorteil ist, dass nun eine brauchbare Verbindung von Nürnberg nach Erfurt entstehen wird, was bisher nur sehr eingeschränkt der Fall ist.

Jena, Gera, Zwickau und Plauen haben jeweils etwa 100’000 Einwohner und Chemnitz noch mehr. Es ist sicher sinnvoll, von diesen Orten jeweils elektrifizierte Bahnstrecken nach Leipzig zu haben und diese mit einem guten Takt, mindestens stündlich, mit Zügen zu bedienen, die einie einigermaßen schnelle Verbindung herstellen.

Eine zweite Besonderheit ist, dass die Strecke einen Umweg bei Halle a.d.S. macht. Hier wird Halle nicht durchlaufen, sondern nur am Stadtrand berührt. Betrieblich könnte man also Züge einsetzen, die von Erfurt kommend nach Halle, nach Leipzig oder direkt in Richtung Berlin fahren.

Da Leipzig eindeutig wichtiger als Halle ist, bleibt es eine Merkwürdigkeit, wie dort der Streckenverlauf gewählt wurde. Dass es Sprinterzüge gibt, die auch relativ wichtige Bahnhöfe auslassen, und dass diese auch entsprechende Umfahrungen finden, ist nicht verkehrt. Ich denke, aber, dass eine Neubaustrecke, die in einem Tunnel durch Leipzig durchführt und so auch für Sprinterzüge einen Halt im Leipziger Hauptbahnhof ohne großen Zeitverlust erlaubt, die bessere Lösung gewesen wäre, weil ein Halt in einem großen Knoten einfach mehr Anschlüsse und damit die bessere Vernetzung mit anderen Zügen gibt. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, ein Betriebskonzept zu finden, das mindestens stündlich schnelle Züge von Leipzig nach Berlin, Dresden, Halle und Erfurt vorsieht. Das ist auch mit dem heutigen Streckenverlauf machbar.

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Verwirrende Angaben auf Bahnhofsanzeige

In Kiel wurde für einen Zug angezeigt, dass er nach Neumünster fährt:

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Im Kleingedruckten, auf dem Foto nicht erkennbar, stand dann noch, dass der Zug in Wirklichkeit nach Hamburg fährt.

Die Begründung dafür könnte sein, dass in Neumünster die Zugnummer wechselt.
Es sind als bahntechnisch zwei verschiedene Züge.
Nun sind aber nicht alle Fahrgäster so bahntechnisch interessiert und wechselnde Zugnummern sind auch für diejenigen, die sich für solche Themen interessieren, ein eher langweiliges Teilgebiet.
Als Fahrgast interessiert mich eingentlich, dass ich in diesen Zug einsteige und er nach Hamburg fährt und zwischendrin in Neumünster hält.
Dass die Zugnummer wechselt ist für den internen Bahnbetrieb natürlich wichtig und vielleicht auch sinnvoll, aber damit sollte der Fahrgast verschont bleiben.

Die meisten Fahrgäste kennen diese verwirrende Anzeige, weil sie es irgendwann kapiert haben.
Oder sie verstehen das Kleingedruckte.
Aber einige eben nicht. Die lassen vielleicht den Zug, den sie eigentlich nehmen wollten, wegfahren, weil sie verzweifelt nach dem Zug nach Hamburg suchen, das Kleingedruckte übersehen oder einfach nicht versetehen oder nicht beachten.
Oder sie steigen in Neumünster aus, lassen den Zug wegfahren und suchen ihren Anschluss, in dem sie gerade vorher saßen.
Das muss nicht sein, die Kommunikation mit dem Fahrgast sollte möglichst verständlich und nach dessen Bedürfnissen ausgerichtet sein.

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2016 — Gutes Neues Jahr!

New_Years_Eve_11-scaled (C) s. LinkВесёлого нового года! — Feliĉan novan jaron! — Laimingų naujųjų metų! — FELIX SIT ANNUS NOVUS! — Godt Nyttår! — Честита нова година! — Frohes neues Jahr! — Laimīgu jauno gadu! — Szczęśliwego nowego roku! — Sala we ya nû pîroz be! — Srechno novo leto! — Bonne année! — Gott nytt år! — Yeni yılınız kutlu olsun! — Godt nytår! — Gott nýggjár! — Šťastný nový rok! — Naya barsa ko hardik shuvakamana! — Felice Anno Nuovo! — うれしい新しい年 — Щасливого нового року! — Subho nababarsho! — Καλή Χρονια! — Happy New Year! — Sugeng warsa enggal! — Hääd uut aastat! — Sretna nova godina! — Среќна нова година! — Срећна нова година! — سال نو مبارک — 新年好 — С новым годом! — Cung chúc tân xuân! — Gelukkig nieuwjaar! — السنة الجديدة المبتهجة — Shnorhavor nor tari! — ¡Próspero año nuevo! — Próspero ano novo! — Ath bhliain faoi mhaise! — Selamat tahun baru! — Nav varsh ki subhkamna! — Feliz año nuevo! — Lokkich nijjier! — Een gelukkig nieuwjaar! — Gleðilegt nýtt ár! — 새해 복 많이 받으세요 — Onnellista uutta vuotta! — Bun di bun an! — Akemashite omedetô! — عام سعيد — Feliz ano novo! — สวัสดีปีใหม่ — Un an nou fericit! — Laimīgu Jauno gadu! — Boldog új évet!

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Nahverkehr in London (2015)

Viele von uns lernen Englisch in der Schule und da mehr oder weniger England das einzige Land zu sein scheint, wo diese Sprache gesprochen wird, behandeln sehr viele Textbeispiele England und insbesondere London. So weiß jeder, dass dort die Busse rot und doppelstöckig sind und die U-Bahnen „Underground“ heißen.
Die rote Farbe der Busse hat sich gehalten und doppelstöckig sind sie auch oft, obwohl man wohl eine Zeit lang damit experimentiert hat, von den Doppelstockbussen wegzukommen. Entscheidend ist für städtischen Nahverkehr ja, dass der Fahrgastwechsel möglichst schnell geht und da ist ein Doppelstockbus mit nur zwei Türen einfach mit einem Doppelgelenkbus mit fünf Türen nicht konkurrenzfähig. Nun hat London aber verglichen mit anderen Millionenstädten in Europa und Nordamerika ziemlich schmale und kurvige Straßen und da ist es dann wieder ein Vorteil, wenn die Busse nicht so viel Platz brauchen und wendig sind. Außerdem gibt es in vielen Ländern eine Norm, dass Straßenfahrzeuge in der Regel nicht höher als vier Meter sein sollen und dass die Brücken entsprechend dimensioniert sind. In Großbritannien scheint man etwas mehr Höhe zu erlauben und eine Busfahrerin hat mir gesagt, dass Ihr Bus 14’9″ hoch sei, was etwa 4.5 Meter sind. Natürlich gibt es auch normale Busse, wo weniger Fahrgastandrang herrscht, aber die Doppelstockbusse überwiegen. Sie werden anscheinend von verschiedenen Firmen betrieben, unter anderem auch von einer Tochter der deutschen Bahn. Aber die rote Fahrbe haben sie alle.

Durch die innerstädtische Maut und die knappen Parkplätze ist die Menge der Autos im innerstädtischen Straßenverkehr für die Größe der Stadt einigermaßen moderat. Fahrräder sind in der letzten Zeit populärer geworden. Busse sind brauchbarer, wenn sie nicht dauernd im Stau stehen.

Wichtig ist aber vor allem das Metro-System. Ich finde das Wort „Metro“ besser als „U-Bahn“ und möchte es bevorzugt verwenden. Es ist international verständlich und Metro-Linien laufen nur zu einem Teil unterirdisch. Gerade London ist ein gutes Beispiel dafür.

Es gibt drei größere Metro-Systeme. Bekannt ist „London Underground“, was man mehr als eine Markenbezeichnung als als generischen Begriff ansehen sollte. Die Linien haben Farben und Bezeichnungen, aber keine Nummern. Der Name ist verwirrend, weil die „Underground“-Linien nur im zentralen Bereich überwiegend unterirdisch verlaufen. Da die Linien aber sehr lang sind und sich weit von dem Stadtzentrum entfernen, sind die oberirdischen Anteile sehr groß. Einige Linien verlaufen auch in zentralen Lagen oberirdisch oder in Gräben. Das zweite System ist „London Overground“. Das dritte System ist „Dockland Light Rail“, ein im Osten der Stadt verlaufendes Netz, das die aufstrebenden Stadtteile in nicht mehr für die Häfen benötigten Gebieten anbindet. Dessen Züge fahren automatisch, sind etwa so groß wie größere Straßenbahnen, verkehren aber komplett auf separatem Gleiskörper, meist ebenerdig oder aufgeständert. Es gibt noch zwei oder drei weitere Metro-Systeme, die jeweils nur eine einzige Linie haben und deren Namen ich immer wieder vergesse. Im Netzplan der Metro stehen sie drin.

Das Tarifsystem für die Metro sieht vor, dass man eine Fahrkarte hat und diese beim Betreten und beim Verlassen maschinell lesen lässt. So wird der Fahrpreis für die Route berechnet und von der Oyster Card abgebucht. Wenn man Einzelfahrscheine hat, wird überprüft, ob man die richtige Strecke gekauft hat. Umwege, die man bei der Fahrt macht, sind egal, vielleicht wird die Zeit noch gemessen und wenn man exzessiv lange unterwegs ist, kostet es mehr.

Da London die älteste Metro der Welt hat, haben viele Tunnel einen sehr kleinen Querschnitt. Die Züge passen dazu und man hat deshalb Türen, die schon in den abgerundeten oberen Teil des Wagenkastenaufbaus hineinreichen. Wenn man also am Rand steht, muss man beim Schließen der Türen den Kopf einziehen. Witzig ist, wie oft gesagt wird, dass es keine Störungen gibt: „There is a good service on all lines“. Oder eben mit Ausnahmen…

Zur Hauptverkehrszeit sind die Metro-Züge meistens sehr voll. Auf den Bahnsteigen stehen dann Mitarbeiter des Londoner Nahverkehrs und koordinieren das Ein- und Aussteigen, damit möglichst wenig Zeit verloren geht. Sie halten ein Mikrofon in der Hand und bedienen die Lautsprecheranlage, während sie mittendrin stehen. So etwas habe ich sonst nur in Japan gesehen. Wenn ein Zug voll ist, lässt man ihn abfahren und wartet auf den nächsten. Spätestens beim dritten kommt man mit, nach meiner Erfahrung. Und die fahren um die Zeit alle 1-3 Minuten. In Japan würde man eher in einen sehr vollen Zug trotzdem noch einsteigen, weil der nächste sowieso schon so voll ankommt.

Neben Bussen und Metros gibt es noch S-Bahnen. Wie in den vielen nicht-deutschsprachigen Ländern sind das einfach Züge, die halt wie S-Bahnen fahren. Ich will hier S-Bahn nicht als etwas, was genau so in der lokalen Sprache bezeichnet wird verstehen, sondern als generischen Begriff. Es mag also in der lokalen Sprache z.B. „RER“, „S-tåg“, „Pendeltåg“, „Cercanías“, „Szybka kolej miejska“, „servizio ferroviario suburbano“ oder „Commuter Railroad“ heißen.

Sie dienen überwiegend dem Nahverkehr in die Stadt und aus der Stadt heraus. Ein großes Projekt ist eine neue Ost-West-Verbindung durch die ganze Stadt, genannt „Crossrail“, die für die S-Bahn gebaut wird. Sie soll einige der vielen Kopfbahnhöfe im Stadtgebiet miteinander verbinden.

Weitere Artikel:

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Neubaustrecke Erfurt – Leipzig

Die Neubaustrecke Erfurt – Leipzig ist in Betrieb genommen worden.
Ich habe inzwischen einen Artikel geschrieben, der auf ein paar Besonderheiten des Streckenverlaufs eingeht, es ist der erste Link:

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Weihnachten 2015

Old Tjikko − Der älteste Baum der Welt
Old Tjikko − Der älteste Baum der Welt

Old Tjikko ist sozusagen der ältere Bruder des Weihnachtsbaums.
Auch eine Fichte, wie wir sie oft verwenden. Aber nicht 8 oder 10 oder 15 Jahre alt, sondern 9555.
Also das Kontrastprogramm zu unserem „Wegwerfartikel“ Weihnachtsbaum. Ja, ich habe auch gerade einen gekauft. 🙂

Mutlu Noeller − Честита Коледа − Glædelig Jul − Vesele Vianoce − Bon nadal − Merry Christmas − Срећан Божић − Gleðileg jól − Su Šventom Kalėdom − Bella Festas daz Nadal − Kellemes Karácsonyi Ünnepeket − С Рождеством − Gledhilig jól − Sretan božić − 즐거운 성탄, 성탄 축하 − Joyeux Noël − З Рiздвом Христовим − Fröhliche Weihnachten − Selamat Hari Natal − 圣诞快乐 − Häid jõule − καλά Χριστούγεννα − Feliĉan Kristnaskon − Priecîgus Ziemassvçtkus − クリスマスおめでとう ; メリークリスマス − Hyvää Joulua − Zalig Kerstfeest − Feliz Navidad − Prettige Kerstdagen − क्रिसमस मंगलमय हो − Gëzuar Krishtlindjet − Wesołych Świąt Bożego Narodzenia − Feliz Natal − Nollaig Shona Dhuit! − کريسمس مبارک − God Jul − Veselé Vánoce − Crăciun fericit − Natale hilare − ميلاد مجيد − God Jul! − Vesele bozicne praznike − Buon Natale

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Nachtzüge nur noch 2016?

Gemäß dieser Seite von Umverkehr hat der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn beschlossen, Ende 2016 alle Nachtzüge einzustellen.
Auch bei NZZ klingt es eher pessimistisch.
Bei Focus meint man, dass die Österreichischen Bahnen das übernehmen werden.
Andererseits haben Kondukteure im Nachtzug bei meiner letzten Fahrt nichts davon gewusst…

Eine andere Chance sind kleinere Bahnunternehmen, die aber erfahrungsgemäß nur für wenige Jahre im Geschäft bleiben. Zwischen Berlin und Malmö wird so etwas angeobten: Snälltåget.
Auch Locomore schreibt, dass sie sich vorstellen könnten langfristig ein paar Nachtzüge anzubieten.

Generell finde ich das aber nur die zweitbeste Lösung. Ich denke, wenn die Staatsbahn ein ganzes Netz von Nachtverbindungen anbietet, in Zusammenarbeit mit den Bahnen der Nachbarländer, ist das die bessere Lösung, weil man dann Fahrpläne und Routen besser koordinieren kann. Der Bahnverkehr lebt ja von der Bündelung möglichst großer Verkehrsströme.

Gerade für lange Verbindungen sind die Nachtzüge aber extrem wichtige Verbindungen, weil man so nachts ans Ziel kommen kann oder auch mehrtägige Fahrten machen kann, bei denen man etwa zwei Nächte und einen Tag unterwegs ist.

Ich hoffe, dass sich bis zum Ende des Jahres noch eine Lösung finden wird, die Nachtzüge weiterhin zu betreiben.

Die Schweiz sollte als touristisch interessiertes Land auch ein besonderes Interesse daran haben, diese Verbindungen nach Deutschland und in die Niederlande und hoffentlich auch einmal wieder in weitere Länder zu haben.

Zum Teil ist das natürlich eine negative Folge der Schnapsidee, Fernbusse zuzulassen und bei denen sogar auf die Maut zu verzichten.

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Druckertinte und Kaffeekapseln: Beispiele für ein Geschäftsmodell

Wer heute einen Drucker kauft, bekommt ihn mit Tinte, damit man sofort damit arbeiten kann. Und meistens ist der Preis recht günstig.
Leider ist die Tinte dann schnell leer. Manchmal ist sie rein mechanisch gesehen nicht leer, aber die Druckersoftware findet, dass man eine bestimmte Anzahl von Seiten gedruckt hat und dann neue Tinte fällig ist. Die ist dann leider nicht billig. Besonders extrem ist es bei preisgünstigen Tintenstrahldruckern, während bei Laserdruckern insbesondere bei Schwarzweiß und auch in den gehobeneren Preisklassen durchaus auch ein Markt existiert, der auf die Druckkosten pro Seite im langfristigen Betrieb reagiert, so dass die Tinte dann doch für viele Seiten reicht. Es gibt heroische Anbieter, die Recycling mit alten Druckerpatronen betreiben und dann mit günstigeren Angeboten am Markt sind, während die Druckerhersteller alles dran setzen, mit juristischen und propagandistischen Mitteln das Aufkommen alternativer Anbieter zu verhindern. Man druckt ja dann sozusagen schwarz, weil man den Drucker eigentlich erst über die Tinte bezahlt.

Bei den Kaffeemaschinen ist es ähnlich. Es gibt diese tollen Maschinen mit Kapseln. Die kosten recht wenig, man kann sie spontan kaufen, ohne über den Preis nachzudenken. Die Kapseln kosten dann in der Schweiz so 0.60 CHF, also ca. 0.55 EUR. Das ist viel für eine Tasse Kaffee. Richtig viel auf die Jahre gerechnet, aber im Kleinen tut es nicht weiter weh. Auch hier gibt es alternative Anbieter, z.B. bei Aldi, die weniger als die Hälfte kosten und auch funktionieren. Angeblich schmecken sie schlechter und ruinieren die billige Kaffeemaschine. Eine interessante Idee ist auch eine wiederverwendbare Kapsel, in die man selber Kaffee einfüllen kann… Ja, es unterläuft den „Komfort“ der Lösung. Auch hier gibt es professionelle Maschinen. Die werden mit Kaffeebohnen befüllt und mahlen die bei Bedarf. Sie kosten richtig viel, aber auf die Dauer wird es billiger, wenn man viel Kaffee trinkt und wenn man nicht so interessiert daran ist, eine große Auswahl an Kaffeesorten zu haben, denn da hat man nur eine Sorte…

Interessant sind diese Modelle, weil sie im Grunde genommen versuchen, den Käufer zu täuschen. Das ist nicht verboten, denn das System ist ja durchschaubar und man hat die Wahl. Die Modelle sind aber auch fragil, weil alternative Anbieter für die Verbrauchsprodukte in den Startlöchern stehen oder sogar schon am Markt sind. Solange sie mit besserer Qualität, besserer Werbung oder besserem Verkaufsservice klein gehalten werden, ist dagegen nichts einzuwenden. Problematischer ist der juristische Weg, wobei es sicher in gut begründeten Fällen auch dafür eine Rechtfertigung geben kann. Es wäre aus Konsumentensicht besser, wenn z.B. Kaffeemaschinen und Kapseln genormt wären und man beliebige Kaffeemaschinen dieses Typs zu kostendeckenden und profitablen Preisen kaufen könnte und die Kapseln auch.

Bei Druckern und auch bei Kaffeekapseln sei auch die Frage erlaubt, warum so viel weggeworfen werden muss.

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Esperanto

Von Esperanto haben einige Leute nicht einmal gehört und die meisten, die davon gehört haben, sehen es als Misserfolg an.

Esperanto ist eine Sprache, die von etwa einer Million Menschen gesprochen wird. Diese Sprache ist nicht wie die meisten gesprochenen Sprachen einfach historisch entstanden, sondern sie ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts quasi „erfunden“ worden. Das Ziel war, eine Sprache zu kreieren, die einfach zu lernen ist und als Kommunikationssprache für Menschen verwendet werden kann, die nicht dieselbe Muttersprache haben. Warum brauchen wir dieses Esperanto, wo wir doch Englisch haben, das de facto diese Rolle übernommen hat?

Es gibt eigentlich aus meiner Sicht zwei Gründe. Englisch können zwar recht viele Leute, aber es ist eine sehr schwierige Sprache. Ein bisschen sprechen lernt man schnell, weil man am Anfang auf keine großen grammatikalischen Hürden stößt. Die kommen erst später. Aber das Verstehen ist nicht so einfach und in Deutschland laufen englischsprachige Kinofilme immer noch in synchronisierter Fassung, weil trotz langjährigem Englischunterricht in den Schulen und dauernder Präsenz dieser Sprache in Medien, Bahnansagen, Internet, Büchern u.s.w. es zu schwierig ist, das gesprochene Englisch zu verstehen und den Film nur mit Untertiteln zu verfolgen vielen Zuschauern zu anstrengend ist. Man kann weder bei einem unbekannten gehörten Wort sagen, wie es geschrieben wird, noch bei einem unbekannten gelesenen Wort sagen, wie es gesprochen wird. Mit der Zeit hat man gewisse Erfahrungswerte und erzielt relativ hohe Trefferquoten, aber z.B. ein „o“ kann wie „a“, „o“, „u“ oder „i“ gesprochen werden. Und genau genommen sind die Vokale meist Diphthonge, deren Aussprache nicht einmal einfach ist. Den Akzent hört man noch lange, aber das macht ja auch nichts.

Lesen und Schreiben sind in den meisten Sprachen ein bisschen unregelmäßig. Auf Französisch gibt es für ein gesprochenes Wort, das man nicht kennt, jeweils eine Vielzahl von Schreibweisen. Wenn man nicht sehr genau hinhört, sogar noch mehr, weil man ähnliche Laute nicht unterscheiden kann. Für das Lesen eines unbekannten Wortes sind die Regeln aber einigermaßen eindeutig, mit wenigen Ausnahmen für häufige Wörter wie „plus“ und Fremdwörter. Das ist auch im Deutschen so ähnlich, wobei beim Lesen die Erkennungsmechanismen für lange und kurze Vokale nicht immer ganz zuverlässig sind und bei der Schweizer Unart, statt „ß“ immer „ss“ zu schreiben, völlig über den Haufen geworfen werden. Bei Russisch muss man für einige häufige Wörter und Buchstabenkombinationen Sonderregeln für Aussprache und umgekehrt auch für das Schreiben lernen und das geschriebenen „о“ wird manchmal wie „a“ und manchmal wie „o“ gesprochen. Schwedisch und Norwegisch haben witzigerweise mit dem „o“ auch so eine Hürde für den Leser, weil es mal eher wie „u“ und mal eher wie „o“ gesprochen wird. Japanisch hat in lateinisch geschriebener Form (und wohl auch in Hiragana und Katakana) für das geschriebene „u“ oder Kombinationen aus einem „u“ mit einem vorangestellten Konsonanten die Varianten, so einen hörbaren Vokal zu sprechen, der zwischen „u“ und „ü“ liegt oder diesen nur anzudeuten, so dass es für uns fast nicht wahrnehmbar ist und als stumm wahrgenommen wird. Das verträgt sich gut damit, dass Hiragana- und Katakana-Zeichen jeweils aus einem von einem Vokal gefolgten Konsonanten bestehen. Für die Vokale alleine, sozusagen mit dem leeren Konsonanten oder dem weggelassenen Konsonanten gibt es auch Zeichen. Wenn man arabisch lernt, lernt man, dass ein Wort nie mit einem Vokal anfängt, sondern immer mit einem Konsonanten, der implizit vor den Anfangsvokal gestellt und von uns nicht als solcher wahrgenommen wird. Diese Lesart würde die Hiraganaschrift ganz regelmäßig machen, aber es bleibt das Bedürfnis, so etwas wie „Group“ schreiben zu können und da schreibt man dann halt „gurūpu“ und weiß, dass einige der „u“s bei diesem Wort kaum gesprochen werden, sozusagen (fast) leere Vokale sind. Arabisch und Farsi sind noch unregelmäßiger, weil es schick ist, die Vokale, die wie diakritische Zeichen über den vorangehenden Konsonanten geschrieben werden könnten, wegzulassen. Bei einem unbekannten Wort kann so nach jedem Konsonanten ein „a“, ein „i“, ein „u“ oder ein „leerer Vokal“ folgen. Es gibt aber für die drei Vokale jeweils auch Konsonanten, die manchmal für die entsprechenden langen Vokale und manchmal für echte Konsonanten stehen. Wenn man genau hinhört, kann man also ein arabisches Wort schreiben, wobei viel Übung dazugehört, einige ähnliche Laute zu unterscheiden. Ein unbekanntes Wort, etwa einen Ortsnamen, vorlesen, schafft nicht einmal ein Muttersprachler zuverlässig. Für den Gebrauchswert der Sprache wäre also die Vokalisierung besser, aber man verwendet sie nur für Grundschüler und natürlich für den Koran, der als das absolut perfekte Schriftstück gesehen wird und keinerlei Raum für Ungenauigkeit beim Lesen lassen darf. Im Grunde genommen ist das Lesen von Englisch fast so schwierig wie das Lesen von Arabisch. Natürlich lässt sich das mit chinesischer Schrift oder der japanischen Kanji-Schrift noch steigern, wo man tausende von Schriftzeichen lernen kann, die keinerlei Bezug zu Phonetik haben. Umgekehrt gibt es auch Sprachen, die eine sehr regelmäßige Rechtschreibung haben, wo also geschriebene und gesprochene Sprache relativ gut übereinstimmen. Das scheint z.B. für Serbisch, Türkisch und Finnisch zuzutreffen. Natürlich wurde Esperanto so gemacht, dass es auch dort gilt.

Kurz gesagt, ist Englisch nicht wirklich so einfach. Auch Grammatik, unregelmäßige Verben und die Mehrfachbelegung von ähnlichen Bedeutungen mit sehr verschiedenen Wörtern romanischen und germanischen Ursprungs (z.B. „Schwein“: „pig“, „hog“, „pork“, „boar“. „swine“, „sow“) ist eine Hürde. Wir haben das im Deutschen auch, vielleicht seltener als im Englischen, z.B. „Pferd“, „Gaul“, „Ross“ oder „Fahrrad“ und „Velo“. Wir können Englisch also nur mit extrem großem Aufwand so gut lernen, dass wir uns darin flüssig bewegen können und in manchen Berufsgruppen und Tätigkeitsfeldern ist das förderlich oder sogar erforderlich. Meinen Informatikblog schreibe ich auch seit etwa einem Jahr überwiegend auf Englisch. Das schaffe ich, ich kann auch Vorträge auf Englisch halten und Filme ohne Untertitel schauen, aber der Aufwand war enorm.

Nun sagt man also, dass Esperanto wesentlich schneller erlernbar sei als Englisch. Ich glaube es gerne, aber man sollte natürlich entsprechende Belege erbringen.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass Esperanto eine „neutrale“ Sprache ist. Obwohl es einige tausend Muttersprachler gibt, ist es doch nirgendwo Landessprache und es erzielt kein Land einen Vorteil dadurch, dass seine Sprache „lingua franca“ ist. Das ist nicht vernachlässigbar, denn die augenblickliche Rolle des Englischen wirkt sich rein ökonomisch wie eine jährliche Milliardenüberweisung der größeren Länder dieser Erde an die englischsprachigen Länder aus und verschafft in gewissen Situationen englischsprachigen Muttersprachlern Vorteile z.B. bei Verhandlungen. Der Vorteil eine gemeinsame Sprache mit nicht-deutschsprachigen Gesprächspartnern zu haben, ist sicher diesen Preis wert, aber es wäre besser, langfristig billiger (für fast alle) und fairer, wenn Esperanto diese Rolle hätte. Das wird kurzfristig nicht passieren. Aber man kann doch sehen, dass sich auch diese gemeinsam genutzten Verkehrssprachen ändern, sonst würden wir heute alle Latein oder Griechisch verwenden, um miteinander zu sprechen, wenn wir nicht gegenseitig eine unserer Mutterprachen verstehen. Die EU hätte sicher auch Möglichkeiten und genug Einfluss, um Esperanto nachhaltig zu fördern.

Aber heute ist es eine Sprache, die von etwa einer Million Menschen gesprochen wird. Es ist eine gute Idee und ich habe auch angefangen, es zu lernen.

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2+1-Straßen

Die meisten größeren Straßen sind zweispurig, eine Spur pro Richtung. Manchmal haben sie breite Randstreifen, was sehr gut zum Radfahren ist.

Nun gibt es in verschiedenen Ländern eine Vorliebe für dreispurige Straßen. Bis in die 80er Jahre waren es oft drei gleichberechtigte Spuren, aber wegen der Gefahr von Frontalkollisionen scheint das heute nicht mehr üblich zu sein. Bei hohem Verkehrsaufkommen wird so jeweils abwechselnd für eine der beiden Richtungen eine zweite Spur angeboten und so werden immer wieder Überholmöglichkeiten trotz dichtem Gegenverkehr geschaffen. Meistens gibt es eine durchgezogene Linie, die die Fahrtrichtungen trennt. Was kaum ein Autofahrer weiß, ist dass er Radfahrer auch bei freier Straße nur an den Abschnitten überholen dürfte, wo zwei Spuren für die eigene Fahrtrichtung zur Verfügung stehen. Wenn kein Gegenverkehr ist, ist das ein Verstoß, der nicht wirklich stört und es wäre sicher gut, hierfür eine Regelung zu finden. Aber heute verstoßen 99% der Autofahrer hier gegen die Regeln.

In Schweden baut man diese 2+1-Straßen immer mit einer Mittelleitplanke und möchte so Frontalkollisionen besonders wirksam verhindern. Wenn eine Straße, die vorher breite Randstreifen hatte, so umgebaut wird, dann ist der einspurige Teil eine relativ breite Spur, aber doch zu schmal und man sollte als Radfahrer hier relativ weit links fahren, damit Autofahrer mit kleiner Differenzgeschwindigkeit überholen, wenn man sie natürlich vorbeilässt, sobald sie etwas abgebremst haben. Mit Lastwagen oder längeren Autokolonnen ist es noch schwieriger. Aber man kann diese 2+1 Straßen fahren und sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Die zweispurigen Abschnitte sind immer gut zu fahren, denn durch die einspurigen Abschnitte ist ja das Verkehrsaufkommen beschränkt und so können Autofahrer die Überholspur benutzen.

Neuere 2+1-Straßen in Schweden wurden mit einem dafür optimierten Querschnitt angelegt. Die einspurigen Abschnitte haben einen Randstreifen, der breit genug ist, dass Autos und Radfahrer problemlos aneinander vorbei passen, auch Lastwagen. Man sieht dies an der E4 von Sundsvall nach Luleå. Im Süden hat man die Straße zuerst auf 2+1 umgestellt und tendenziell die einspurigen Abschnitte zu schmal gemacht. Weiter nördlich, vielleicht 50 km vor Umeå, ist dann der Randstreifen an den einspurigen Abschnitten vorhanden. Man kann sich leicht klarmachen, dass ohne Randstreifen und Mittelleitplanke auf denselben Platz auch vier Spuren passen würden, aber in diesem Fall sind drei Spuren genug und man fand anscheinend die Vermeidung von Frontalkollisionen wichtiger als die Kapazität und Durchschnittsgeschwindigkeit zu erhöhen. Zwischen Piteå und Luleå, noch weiter nördlich, wo der Verkehr auch tendenziell noch weniger ist, ist die E4 dann vierspurig mit einer Mittelleitplanke und ohne Randstreifen. Auch das ist gut und angenehm zum Radfahren. Dafür braucht man nur wenig mehr Fahrbahnbreite als für die richtige 2+1-Lösung mit einem Randstreifen beim einspurigen Abschnitt. Vom Verkehrsaufkommen würden zwei Spuren hier gut ausreichen.

Ich will hier nicht exzessiven Straßenbau propagieren, sondern lieber fragen, ob es richtig ist, immer mehr MIV mit immer mehr und breiteren Straßen zu haben, aber das soll vielleicht mal in einem anderen Artikel thematisiert werden.

Es zeigt sich jedenfalls am Beispiel der E4, dass man eine solche Fernstraße mit drei oder vier Spuren über eine längere Strecke gut gemeinsam mit Radfahrern und Autofahrern und Lastwagen benutzen kann. Die beiden Varianten mit etwas mehr Straßenfläche sind dafür am besten geeignet.

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