Lange Reiseketten und Fahrgastrechte

Wenn man eine normale Reise mit einem Verkehrsträger macht, gibt es aus Gewohnheit, aus spezifischen Regelungen des Verkehrsunternehmens oder auch durch gesetzliche Vorgaben gewisse „Fahrgastrechte“.

Das bedeutet, wenn dass man unter gewissen Umständen Geld zurück bekommt, wenn die Reise ausfällt oder sich erheblich verspätet und dass man alternative Beförderungen und bei Bedarf Übernachtungen angeboten bekommt, wenn ein Teil der Reise ausfällt oder nicht erreicht wird.

Das funktioniert z.B. wenn man auf einer Flugreise mit derselben Fluggesellschaft oder einer „Partner-Airline“ fliegt und eine Umsteigeverbindung hat.

Bei der Bahn funktioniert das gut, man bekommt bei Verspätung von 60 min oder mehr 1/4 des Fahrpreises zurück und bei 2 Stunden und mehr die Hälfte. Wenn man es nur früh genug einreicht, wird das Geld in der Regel überwiesen und nicht das Anliegen abgelehnt, wegen irgendwelcher Gründe.

Bei Fluggesellschaften gibt es erst bei sehr viel größeren Verspätungen Geld zurück und meistens wird das von der Fluggesellschaft verweigert, weil die Verspätung nicht von ihnen verschuldet war. Und man akzeptiert das, denn dafür lohnt sich kein großer Aufwand, um das Geld vielleicht doch noch zu bekommen. Wenn man über ein Portal gebucht hat, melden die sich proaktiv und bieten an zu helfen, das Geld einzufordern, für einen kleinen Anteil davon. Meist ist es aber besser, man fragt selbst, weil dann eher noch aus Kulanz etwas gezahlt wird, wenn man geschickt und nett genug fragt. Aber normalerweise hilft das auch nicht. Beim Fliegen kann es noch passieren, dass man beim falschen Flughafen abgesetzt wird oder dass man nicht mitgenommen wird, weil das Flugzeug überbucht ist. Das ist auch bei der Bahn möglich, wenn man nicht reserviert hat oder wenn der ursprünglich vorgesehene Zug durch einen kürzeren ersetzt wird, aber es kommt dort sehr viel seltener vor, es sei denn, der Zug fällt wirklich komplett aus. Beim Fliegen wird das von den Fluggesellschaften durch sogenannten „Überbuchen“ systematisch riskiert. Das Thema „Verspätungen und Ausfälle und Überbuchung“ ist sicher ein großer Pluspunkt der Bahn gegenüber dem Flugzeug, auch wenn ich bei der Bahn natürlich schon viele ärgerliche Ausfälle und Verspätungen erlebt habe.

Bei Schiffsreisen kann ich mich nicht erinnern, weil meine letzte krass verspätete Schiffsreise noch aus der Zeit stammt, als diese Teilrückzahlungen noch nicht üblich waren. Ich nehme an, dass es ähnlich wie beim Flugzeug bei sehr großen Verspätungen etwas zurück gibt.

Interessant wird es, wenn man eine lange Bahnreise macht, z.B. von Nordnorwegen nach Südspanien. Wenn alle Anschlüsse knapp sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man irgendeinen verpasst und dann hat man die Stunde Verspätung am Ziel mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit. Ich weiß nicht genau, wie das heute gehandhabt wird, aber ich habe den Eindruck, dass die Bahnen versuchen, ihre Verantwortung auf ihren Streckenteil zu begrenzen, vor allem, wenn man die Fahrkarten bei den jeweiligen Bahnen gekauft hat, wofür es oft gute Gründe gibt und was dank Internet heute auch zunehmend möglich wird. Noch nicht so gut, wie es sein sollte, da hat der Luftverkehr einen Pluspunkt, weil es Portale gibt, bei denen man sich einfach größere Flugreisen mit beliebigen Airlines in seiner Sprache oder in gutem Englisch zusammenklicken kann.

Nun möchte man aber gelegentlich lange Reisen machen. Also Bahnfahrten mit vielen Bahngesellschaften durch mehrere Länder oder Kombinationen aus Bahn und Flug oder aus Bahn und Schiff. Ob man nun bei Verspätung des Flugzeugs unbedingt 25% des Preises der Gesamtreise zurückbekommen muss, sei dahingestellt, denn das bezahlt man letztlich mit höheren Ticketpreisen. Aber man möchte vielleicht eine gewisse Sicherheit haben, dass man überhaupt ans Ziel kommt und dabei unterstützt wird, wenn es bei einem Verkehrsmittel eine Verspätung gab. Ich denke, die Leute, die sich einen Sport daraus machen, 40 min vor Abflug am Flughafen aufzukreuzen oder 30 min vor Ablegen des Schiffs am Hafen, sollten das auf eigenes Risiko tun, aber mit vernünftigen, nicht übertriebenen Reserven beim Wechsel des Verkehrsmittels würde man gerne die längere Reise planen.

Ein fairer Ansatz wäre, dass man z.B. die Tickets für Bahn, Schiff, Flugzeug etc. einzeln kauft, mit den empfohlenen Mindestzeiten für den Wechsel des Verkehrsträgers. Dann kann man für eine „Bündelung“ der Tickets kaufen, das heißt, dass man z.B. ohne nachmal zahlen zu müssen, einen anderen Flug und eventuell eine Übernachtung bekommt, wenn wegen Verspätung des Zuges man den Flug nicht erreichen konnte. Oder umgekehrt, wenn man wegen eines verspäteten Fluges den Zug verpasst, mit dem man eigentlich fahren wollte. Vielleicht den letzten Zug an dem Tag, sonst fährt man ja einfach eine Stunde später und es ist nicht der Rede wert. Diese Bündelung kann ein echter Mehrwert sein. Sagen wir, jemand möchte von Zürich nach Tokio reisen. Man kann einen Flug von Zürich via Frankfurt finden. Nun könnte man stattdessen mit dem Zug nach Frankfurt fahren und nur von Frankfurt nach Tokio fliegen. Oft ist das teurer als von Zürich via Frankfurt nach Tokio, aber das muss ja nicht so sein. Trotzdem wird man meist den Anschlussflug buchen, weil man dann innerhalb des Systems bleibt und wenn der erste Flug Verspätung hat, warten sie in Frankfurt auf die Umsteiger oder bringen die auf einem anderen Flug unter. Wenn man mit dem Zug verspätet ankommt, ist das Flugticket in der Regel einfach verfallen und man kann den ganzen Preis nochmal zahlen und sogar noch etwas mehr. Dadurch werden unnötigerweise Kurzstreckenfluge vor Bahnfahrten bevorzugt, auch wenn die Angst etwas irrational ist. Oder es werden Flugreisen nach Skandinavien bevorzugt, weil man der Reisekette aus Bahn und Schiff nicht traut. Das die Bündelung einen Aufpreis kostet, ist fair gegenüber den Leuten, die ein Ticket nur für eine kürzere Reise buchen und die nicht für den Spezialfall „Zug zum Schiff“ oder „Zug zum Flug“ teurere Tickets zahlen sollten. Die Bahn soll ja auch für diese normalen Fahrgäste preislich konkurrenzfähig bleiben. Was für Reiseketten noch ganz wichtig ist: Man sollte 24 Stunden Zeit haben, alle Bestandteile zu buchen und innerhalb von 24 Stunden nach dem Kauf alle Tickets ohne irgendwelche Gebühren stornieren können, vorausgesetzt man bucht mindestens ein paar Tage vorher. Das machen Fluggesellschaften z.B. heute in der Regel nicht, bei Schiff und Bahn gibt es das eher, aber auch nicht immer. Wenn man ein Ticket 24 Stunden nach der Buchung ohne Verlust stornieren kann, wird dadurch die Idee von billigen Supersparpreisen und Bindung an eine bestimmte Fahrt nicht unterlaufen, die Bindung beginnt nur, als wäre es zu heutigen Konditionen 24 Stunden später gebucht worden.

Nun will sich der durchschnittliche Reisende nicht damit herumschlagen, was für Tickets man da kaufen muss und auch noch eine Bündelung dazu. Aber das könnten schon heute Reisebüros leisten und wenn es sie denn gäbe auch entsprechende Portale, die mehrere Verkehrsmittel beinhalten. Da haben die Bahnen noch ein Stück zu tun, damit ihre Schnittstellen es solchen Portalen nicht zu schwer machen. So ein Portal könnte dann die gesamte Reisekette mit oder ohne Bündelung anbieten. Der Kunde ist König.

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Ladenöffnung im Dezember 2020 und Covid19

Wegen Covid19 wurde z.B. in der Schweiz beschlossen, die Öffnungszeiten der Läden einzuschränken. Und je nach Land/Region/Kanton wurde auch Läden verboten, „non-Food“-Artikel zu verkaufen, die nicht unentbehrlich sind.

Nun steht jemand, der noch Weihnachtsgeschenke kaufen will, vor verschlossenen Türen. Die Idee der Einschränkung, dass man nun einmal in diesem Jahr auf Weihnachtsgeschenke verzichtet, mag ja gut gemeint sein. Aber dieser arme Mensch, der noch unbedingt ein paar Geschenke kaufen will, wird wohl eher auf andere Kantone, Regionen oder ins Nachbarland ausweichen, wenn es für Online-Käufe zu spät ist oder das gedachte Geschenk online nicht gut erhältlich ist. Die Folge ist, dass die Läden, die noch offen haben dürfen, überfüllter sind und sich mehr Leute anstecken. Dies vor allem Läden betrifft, die in der Nähe einer Region liegen, wo die Läden geschlossen sind. Dort tummeln sich auf engem Raum entsprechend noch viel mehr Menschen als sonst und es stecken sich dann auch mehr an. Menschen aus Regionen, wo die Läden zu haben, kaufen also in volleren Läden in der weiteren Umgebung an und stecken sich deshalb häufiger an als Menschen in Regionen, wo die Läden offen haben und sich die Menschen (bis auf ein paar Hotspots an der Regionsgrenze) mehr verteilen.

Dass man im Extremfall den Einkauf von nicht essenziellen Produkten einschränken kann, um die Ansteckungen in den Läden zu verringern, halte ich grundsätzlich für eine legitime Idee, aber kurz vor Weihnachten ist es ein Schnellschuss, der sehr wahrscheinlich mehr schadet als nützt, wenn man die Leute nicht überzeugen kann, auf Einkäufe zu verzichten.

Zu den Läden, die offen bleiben dürfen, z.B. Lebensmittel, aber je nach Region auch alle anderen: Es wäre besser, wenn diese zumindest für die Dauer der Corona-Krise die Möglichkeit bekämen, 7×24 offen zu haben. Das würde nicht heißen, dass alle Läden um 3:00 nachts offen haben müssen, aber Chefs der Läden wissen, wann ungefähr Kunden zu erwarten sind und könnten länger offen haben. Eben so lange wie sie wollen. Dann könnten sich die Kunden besser über die Zeit verteilen und es wäre weniger Ansteckungsrisiko für alle.

Ein merkwürdig negativ belasteter Begriff ist „Hamstern“ oder „Hamsterkäufe“. Hamsterkäufe sind in der jetzigen Lage gut. Es bedeutet, dass Leute dieselbe Menge kaufen, aber dafür seltener in den Laden gehen und immer für ein paar Wochen auf einmal kaufen. Das ist wünschenswert, weil es die Ansteckungsgefahr für alle verringert.

Am besten ist natürlich Online-Einkauf.

Also, hier die Empfehlungen für möglichst wenige neue Ansteckungen:

  • Nicht kurz vor Weihnachten Leute zu weiter entfernten Läden treiben. Läden offen halten.
  • Öffnungszeiten zumindest temporär liberalisieren
  • Empfehlung, lieber in größeren Abständen Großeinkauf zu machen („Hamsterkauf“) statt fast täglich in den Laden zu gehen
  • Empfehlung Online zu kaufen, was gut online bestellbar ist

 

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Impfstoff gegen Covid-19

Wie es aussieht, sind mehrere Impfstoffe schon zugelassen oder kurz davor.

Zur Frage, ob man sich trauen sollte, sich impfen zu lassen, gibt es ja sehr kontroverse Meinungen im Internet und wenn man nicht wegen der Krankheit zuhause säße auch im wirklichen Leben.

Das mit den Chips, die in der Impfung drin sind, ist Quatsch.  Ersten kann man (noch) nicht so kleine Chips bauen, dass sie unsichtbar sind, aber doch in der Lage sind, genug Energie zu haben und mit externen Kommunikationspartnern zu kommunizieren.  Es gibt Überwachungsmechanismen, gegen die wir uns vielleicht wehren sollten, die aber viel effizienter sind, z.B. Mobiltelefone, Kreditkarten, Facebook, Kameras und Gesichtserkennung u.s.w.

Zu den Risiken: Es gibt Risiken mit der Impfung und es gibt Risiken, wenn man sich nicht impfen lässt. Irgendwann bekommt man die Krankheit und das Risiko eines schweren oder tödlichen Verlaufs oder länger anhaltender Folgen sollte man in Betracht ziehen und gegen die Risiken der Impfung abwägen.

Ich habe nun das Glück, unter Freunden und Familie viele Ärzte, Pharmazeuten und Krankenpfleger zu haben und so bekomme ich garantiert ehrliche Informationen von Leuten, deren Fachgebiet das ist. Und ja, das Ergebnis ist, dass ich mich impfen lassen werde und das auch empfehle. Aber es muss jeder selber wissen.  Für einen Impfzwang gibt es weder genug Impfstoffe noch sind sie wirkungsvoll genug, um die Krankheit auszurotten.  Das wird man vielleicht in ein paar Jahren mit noch besseren Impfstoffen schaffen.

Was versprochen wird, ist dass das Risiko einer Erkrankung um 90% gesenkt wird. Was man noch nicht genau weiß, ist ob auch das Risiko, die Infektion mit einem unscheinbaren Verlauf zu bekommen und das Risiko, andere anzustecken niedriger werden, aber das wird man bald wissen.  Annahmen dazu sind natürlich schon möglich.

Nun haben sich einige Länder Impfstoffe gesichert und es gibt Zeitpläne für die Impfung. Wie sich schon länger abzeichnete, waren Impfstoffe etwa im November 2020 verfügbar, mit Zulasseung in vielen Ländern gegen Dezember oder Januar 2021. Oder mit Sondergehmigung aufgrund des Verlaufs der Phasen 1/2 auch schon etwas früher.  Länder, die sich weniger bemüht haben oder deren Verhandlungsposition etwas schlechter ist, kommen etwas später dran, aber es wird wohl bald genug Impfdosen für alle geben, die das wollen.

Nun hat man Priorisierungen gemacht.  Über 80-jährige und ein Teil des medizinischen Personals zuerst, dann über 75-jährige, über 70-jährige u.s.w und jeweils weitere Gruppen mit berufsbedingtem Kontakt zu vielen Menschen und dem Potenzial, die Krankheit zu bekommen oder weiterzuverbreiten (falls die Impfung dagegegen hilft), z.B. Verkäufer, Mitarbeiter öffentlicher Verkehrsmittel u.s.w.

Da medizinisches Personal als Gruppe ihre Interessen sehr gut artikulieren kann, mag man die Frage stellen, ob es daran liegt, dass sie z.B. vor den Verkäufern, Lehrern und Busfahrern drankommen, die ja auch mit vielen Menschen arbeiten müssen.  Allerdings gibt es vielleicht einen guten Grund, dass das sinnvoll ist.  Abgesehen von „eat your own dogfood“.  Wer die Impfung, vor der viele Angst haben, verabreicht und sie selbst nicht bekommen hat, hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.  Aber hier geht es darum, das medizinisches Personal mit Leuten arbeitet, die tatsächlich irgendwie krank sind. Das ist ihr Beruf. Es kommen also dort gehäuft Leute vorbei, die z.B.  Covid19 haben oder die zufällig einen anderen Krankheit haben, die in Kombination mit Covid19 speziell gefährlich ist.  Dass die Krankheit für ältere gefährlich ist, ist bekannt.  Man könnte aber auch überlegen, was der Erwartungswert an verlorener Lebenszeit ist statt nur die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben.  Auf der Basis könnte man eine Priorisierung ermitteln.  Wie es aussieht, wird man aber in der Schweiz auch als jemand, der nicht eine Gruppe mit höherer Priorität angehört, im ersten Halbjahr 2021 die Impfung bekommen können.  Ich gehe davon aus, dass sie ähnlich wie die Grippeimpfung jährlich wiederholt werden muss.  Aber wir werden das sehen.

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Kann das Vorenthalten von Information nützlich sein?

Vorweg, es geht nicht um psychologische Aspekte, dass man etwa wegen einer schlechten Nachricht schlecht schläft.
Es geht um ein sehr vereinfachtes Modell, wie es Ökonomen verwenden und Wissen und Information setzen sich in Geld oder andere messbare Vorteile um, für die man Geld bezahlen würde.
Ein Beispiel:

Ein ICE von Leipzig nach Nürnberg hatte einen Defekt, der bewirkte, dass ab Erfurt nicht die NBS befahren werden konnte. Nur er also statt mit 300 km/h auf dem kürzesten Weg überwiegend mit 100 bis 160 km/h über einen riesigen Umweg via Fulda und Würzburg. Nur zwischen Fulda und Würzburg gab es einen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die womöglich auch noch umgangen werden musste. Wer sich also etwas mit dem Bahnbetrieb auskennt, wusste, dass es lohnend war, in Erfurt auszusteigen und auf den nächsten Zug zu warten, der die normale Route befuhr, weil es sonst etliche Stunden Verspätung würden. Wenn das aber alle Fahrgäste gewusst hätten, hätte es bei dem nächsten Zug das Problem gegeben, dass sehr viele Fahrgäste dort eingestiegen wären und viele keinen Platz gefunden hätten. Das hätte dazu führen können, dass der Zug nicht abfahren kann oder erst mit großen Verzögerungen. Eventuell wäre es sogar nicht möglich gewesen, alle mitzunehmen. Also wurde diese Information auf geschickte Weise zufällig erst zu spät ausgegeben, als der Zug schon abgefahren war und die wenigen, die es aus selber wussten, konnten problemlos Plätze finden und sogar noch reservieren. Ethisch gesehen muss man der Bahn zugute halten, dass sie nie Falschinformation herausgegeben haben, sondern nur Information verzögert weitergegeben haben. In so einer Situation haben es gut organisierte Fluggesellschaften leichter. Sie können ihre Fluggäste individuell kontaktieren und auf verschiedene Alternativflüge umbuchen. Und natürlich sind ein paar Stunden Verspätung beim Bahnfahren ein absoluter Skandal und beim Fliegen ist das ziemlich normal. Zumindest ist es mir beim Fliegen viel häufiger passiert und ich fahre viel mehr Bahn als dass ich fliege. Vielleicht lässt sich auch für die Bahn eine Möglichkeit finden, dass ein Computer Fahrgästen individuelle Alternativrouten anbietet, zumindest allen, die die App benutzen.

Noch ein Beispiel:
Als diese Corona-Krise begann, hatten einige kluge Leute sich schon Masken und Desinfektionsmittel beschafft. Ich hatte selbst Desinfektionsmittel schon lange vorher im Haus und Masken für relativ viel Geld schon im März gekauft. Da wurde die Information von Regierungsstellen und Medien verbreitet, dass Masken und Desinfektionsmittel für normale Menschen nutzlos seien. Einige haben ihre Masken und ihr Desinfektionsmittel im Internet an Bedürftigere verschenkt. Nun hatte man von beidem zu wenig und es gibt Orte, wo man beides dringender brauchte als beim normalen Sitzen im Linienbus oder beim Einkaufen, z.B. in Krankenhäusern. Und für jeden von uns war vielleicht nützlicher, dass die Krankenhäuser gut funktionierten als das damals noch sehr geringe Ansteckungsrisiko zu vermeiden. Sehr schnell hat es dann funktioniert, von beidem genug herzustellen und zufällig änderten sich auch sehr schnell die Empfehlungen und wurden zu Vorschriften. Ich weiß nicht, ob die Falschinformation im ersten Quartal dieses Jahres eine bewusste Lüge war oder Unwissenheit. Ich denke, wenn man Unwissenheit annimmt, ist es akzeptabel und vielleicht sogar zu einem gewissen Grad ein Glücksfall. Die Leser und seine eigene Bürger gezielt anzulügen hielte ich für unethisch, auch wenn es nützlich gewesen wäre. Es hätte legitime und ethische Möglichkeiten gegeben, damit umzugehen. Man hätte z.B. sagen können, dass Masken und Desinfektionsmittel wahrscheinlich nützlich seien und dass es im dem Moment Lieferengpässe gebe und daher primär diejenigen bedient werden müssten, die beruflich bedingt oder aufgrund spezieller Krankheiten diese Dinge dringend brauchen, auch ohne Covid-19. Man hätte dafür nicht lügen müssen, sondern nur Lieferanten auferlegen müssen, primär Krankenhäuser zu beliefern. Aber es kann ja Unwissenheit gewesen sein.

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Entscheidung für Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar

Für die Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar ist eine Entscheidung gefallen, wie der genaue Verlauf sein soll.
Sie soll von Frankfurt nach Mannheim verlaufen und den schnellen Fernverkehr vom Nahverkehr entflechten und mehr Kapazitäten schaffen sowie die Fahrzeit verkürzen.
Der jetzt beschlossene Verlauf wird entfernungsmäßig etwa gleich lang wie die vorhandene Strecke sein, aber Orte weitgehend vermeiden und zwischen den Strecken Frankfurt–Mannheim und Frankfurt–Darmstadt–Heidelberg verlaufen.
Da die Strecke nah an Darmstadt vorbeiführen wird, wird man sowohl nördlich als auch südlich Anbindungen an Darmstadt schaffen, so dass ein Teil der Züge dort halten kann, aber die direkte Verbindung ohne Halt zwischen Frankfurt und Mannheim nicht verlangsamt wird. Für Güterzüge wird eine Anbindung an die Bahnstrecke Mainz–Darmstadt geschaffen, so dass diese von Mainz kommend nachts die Neubaustrecke in Richtung Süden befahren können. In Mannheim sahen viele der älteren Planungen vor, dass die Strecke den Hauptbahnhof von Osten erreicht, so dass die Züge wieder die Fahrtrichtung wechseln müssten. Die Zur Vermeidung dieses Fahrtrichtungswechsels Anfang der 80er Jahre gebaute westliche Einführung der Riedbahn wäre damit nicht mehr nutzbar geworden. Nun will man aber mit einem langen Tunnel nördlich von deren Abzweigung auf die alte Strecke treffen und so werden die Züge auch weiterhin ohne Fahrtrichtungswechsel nach Süden fahren können.
Beschlossene Trasse NBS Frankfurt - Mannheim
(Quelle wikipedia Neubaustrecke Rhein-Main-Rhein-Neckar Karte.svg, Autoren Hbf878 und David Liuzzo und diverse Openstreetmap-Contributer, Lizenz CC-BY-SA 2.0)

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Amerikanische Präsidentschaftswahlen

Welcher der beiden Kandidaten nun besser ist oder weniger schlecht, dazu schreibe ich heute nichts…

Es stellt sich aber die Frage, warum diese Wahlen so kompliziert sind.

Es gibt ein paar Dinge, die für Europäer vielleicht etwas ungewohnt sind.

Warum kann jemand gewinnen, obwohl der andere Kandidat mehr Stimmen hatte?

Man gibt zwar seine Stimme für einen Präsidentschaftskandidaten ab, aber wählt in Wirklichkeit Abgeordnete, genannt Wahlmänner (und damit sind natürlich auch Wahlfrauen eingeschlossen), für ein Parlament, das nur dazu dient, den Präsidenten und Vizepräsidenten zu wählen. Dabei bekommt jeder Teilstaat so viele Stimmen, wie er Abgeordnete in Senat und Repräsentantenhaus zusammen hat. Die Einwohner der Hauptstadt, die in den beiden Parlamentskammern nicht vertreten sind, wählen aber bei der Präsidentschaftswahl drei weitere Wahlmänner, so dass es insgesamt 538 Wahlmänner bestimmt werden. Wie diese Wahlmänner gewählt werden, kann in gewissem Rahmen der Teilstaat selber bestimmen. Es ist aber das Prinzip „the winner takes it all“ etabliert. Hierdurch werden zunächst die kleineren Teilstaaten überrepräsentiert, weil sie mindestens einen Abgeordneten ins Repräsentantenhaus schicken und genau wie jeder andere Teilstaat unabhängig von der Bevölkerungszahl zwei Senatoren in den Senat.
Zum Beispiel:
Kalifornien hat 39’512’223 Einwohner, 2 Senatoren und 53 Kongressabgeordnete und damit 55 Wahlmänner oder einen Wahlmann für 718’404 Einwohner
Wyoming hat 578’759, 2 Senatoren, einen Kongressabgeordneten und damit 3 Wahlmänner oder einen für 192’919
Washington DC hat 705749 Einwohner, 0 Senatoren, 0 Kongressabgeordenete und 3 Wahlänner oder einen Wahlmann für 235’249 Einwohner
Washington State (an der anderen Küste) hat 7’614’893 Einwohner, 2 Senatoren, 10 Kongressabgeordnete, 12 Wahlmänner und einen Wahlmann für 634’574 Einwohner
Eine Stimme in Wyoming hat also fast viermal so viel Gewicht wie eine Stimme in Kalifornien.

Vor allem hat aber eine Stimme in einem Teilstaat, der für einen Kandidaten sicher zu gewinnen ist, fast kein Gewicht, während in sogenannten Swingstates, wo das Ergebnis knapp ist, wenige Stimmen entscheiden, für welchen Kandidaten alle Wahlmänner dieses Staats besetzt werden.

Nun geht es weiter. Normalerweise stimmen fast alle oder alle Wahlmänner für den Kandidaten, für den sie selbst gewählt wurden und das Ergebnis steht also fest. Es kann mal vorkommen, dass sich einer nicht daran hält, was egal ist, solange das Ergebnis nicht superknapp ist. Ich weiß nicht, ob das in den letzten Jahren vorkam, aber zumindest wurde dadurch nie das Gesamtergebnis geändert. Wenn nun in diesem Wahlmännergremium keine Mehrheit zustandekommt, werden Präsident und Vizepräsident nach zwei verschiedenen speziellen Verfahren vom Kongress gewählt. Der Fall ist aufgrund des Zweiparteiensystems nie oder nur in der Frühzeit der Vereinigten Staaten überhaupt vorgekommen.

Dabei sind die Einwohnerzahlen zwar wichtig für das Wahlsystem, aber nur ungenau bekannt, weil man sich nicht wie in vielen europäischen Ländern anmelden muss bzw. es verschiedene Listen der Einwohner gibt, die jeweils etwas ungenau geführt sind. Die genauesten Listen haben wahrscheinlich Facebook und Google und natürlich die NSA. Relevant ist für die Wahlen das Wählerverzeichnis und man muss sich selbst um eine Eintragung in selbiges bemühen. So kann auch der Verdacht aufkommen, dass Leute in mehreren Orten registriert sind und wählen oder für inzwischen Verstorbene die Stimme abgeben, was per Briefwahl theoretisch möglich ist. In der Schweiz oder in Deutschland mit akkurat geführten Wählerverzeichnissen ist das Problem in der Form nicht zu erwarten oder zumindest viel kleiner. Wenn man nun Angst hat, dass in den Wählerverzeichnissen Leute stehen, die gar nicht mehr leben oder Leute in mehreren Orten eingetragen sind, wäre es vielleicht die bessere Idee, diese Wählerverzeichnisse auf einen besseren Stand zu bringen als Briefwahl zu bekämpfen, gerade in Zeiten von Covid19. Letztlich gibt es dann auch wieder Mechanismen, um auf der Basis möglichst akkurate Wahlen durchzuführen. In einigen Teilstaaten kann man z.B. einen provisorische Stimme abgeben, wenn der Eintrag im Wählerverzeichnis nicht klar ist oder fehlt, aber die Person wohl in dem Bezirk wahlberechtigt wäre. Dann wird die Stimme abhängig von der Überprüfung der Wahlberechtigung später gezählt oder nicht.

So gibt es nun dieses Wahlsystem mit gewissen eingebauten Ungenauigkeiten oder zumindest Hindernissen für Genauigkeit und es müssen damit die Wahlen durchgeführt werden und ein Ergebnis gefunden werden. Und dieses muss irgendwann auch akzeptiert werden. Die Verfassung hat einen genauen Zeitpunkt festgelegt, wann der neue Präsident vereidigt wird. Dies passiert immer am 20. Januar. Er sollte den größten Teil der zwei Monate dafür nutzen können, sein Team zusammenzustellen, wofür eine endgültige Entscheidung erst kurz vor dem 20. Januar nicht hilfreich ist.

Nun ist das Ergebnis so eindeutig ausgefallen, dass gewisse juristische Anfechtungen der Auszählung, der Wählerverzeichnisse und der Ergebnisse in einzelnen Staaten daran kaum noch etwas ändern können. Das war im Jahr 2000 anders, als in Florida nur ein paar 100 Stimmen Unterschied die Mehrheit und damit das ganze Wahlmännerteam ausmachten und wiederum Florida entscheidend für das Gesamtergebnis war. Diesmal müsste zum Umstoßen des Ergebnisses in vielen Teilstaaten durch Neuzählung das Gesamtresultat umkippen und diesmal sind einige dabei, in denen der Unterschied sehr groß ist.

Dass nun ein abgewählter Präsident einfach nicht das Weiße Haus verlässt, ist unwahrscheinlich. Er ist ja Tag und Nacht von einem Team von Bodyguards begleitet, übrigens auch wenn er nicht mehr Präsident ist für den Rest seines Lebens. Die würden ihn dann nach draußen begleiten, auch wenn er nicht will.

Anders als z.B. in Russland gilt die Beschränkung auf zwei Amtszeiten pro Person auch dann, wenn diese nicht zusammenhängend sind. Glover Cleveland hat z.B. die Wiederwahl nach seiner ersten Amtszeit nicht geschafft, wurde dann aber vier Jahre später wiedergewählt. Als harte Grenze ist sie aber auch erst nach dem zweiten Weltkrieg eingeführt worden, vorher war es nur eine Gewohnheit, an die sich die meisten gehalten haben.

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Gotthard-Bergstrecke

Man hört immer wieder einmal, dass die Gotthard-Bergstrecke nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels nicht mehr notwendig sei. So wird eine Stilllegung dieser Strecke befürchtet oder sogar befürwortet.

Man sollte jedoch die Vorteile dieser „alten“ Gotthard-Bergstrecke nicht außer Acht lassen. Natürlich verkehren heute die Fernzüge und die Güterzüge durch den neuen Basistunnel und auf der Bergstrecke verbleibt ein Bruchteil des Verkehrs.

Dennoch bleiben zwei oder drei wichtige Funktionen für die alte Strecke.

Sie ist immer noch eine wichtige Umleitungsstrecke für den Basistunnel bei Betriebsstörungen oder bei planmäßigen Bauarbeiten.

Außerdem wird sie stündlich von „Regionalexpress“-Zügen befahren, die die Bergregion erschließen. Die Bahnhöfe Airolo und insbesondere Göschenen sind wichtige Umsteigebahnhöfe auf lokale öffentliche Verkehrsmittel. In Göschenen beginnt eine Schmalspurbahn, die nach Andermatt führt und dort auf eine Ost-West-Strecke trifft, die ein großes Gebiet in den Alpen durchfährt und erschließt.

Ein drittes Argument, das man gelten lassen kann oder ignorieren kann, ist der touristische Wert der Gotthardstrecke. Letztlich gibt es auch heute tagsüber mindestens stündliche Züge über die Gotthard-Bergstrecke und Reisenden, die diese Strecke gerne sehen wollen, steht diese Möglichkeit zur Verfügung. Offensichtlich will die Mehrheit der Reisenden lieber schneller ans Ziel kommen, aber es bleibt ja ein Restverkehr für die alte Strecke, der deren Existenz rechtfertigt. In diesem Restverkehr sind sicher auch einige Reisende, die sich bewusst für die Bergstrecke entschieden haben.

In Spanien gibt es einen ähnlichen Fall mit der Strecke von Bahnstrecke León–Gijón, die durch den Pajares-Tunnel ersetzt wird. In dem Fall ist die Bedeutung der Strecke, die letztlich eine Stichbahn zu zwei Städten mit je etwa 250’000 Einwohnern ist, nicht vergleichbar mit der Gotthardroute und man wird die alte Strecke abbauen, allerdings soll sie als Radweg asphaltiert werden und so weiterhin ein Verkehrsweg bleiben. Unter dem touristischen Gesichtspunkt ist das bedauerlich, weil das eine der schönsten Strecken in Spanien, wenn nicht in Europa ist. Aber auch hier wird die Mehrheit der Reisenden der kürzeren Fahrzeit den Vorzug geben und man kann die alte Strecke mit ihrer Landschaftlichen Schönheit dann in Ruhe mit dem Fahrrad genießen. Wenn das Versprechen noch aktuell ist und eingehalten wird.

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Covid-19: Wie viele Restriktionen sind sinnvoll

Wir wissen noch nicht, was eine Analyse in ein paar Jahren zu der ganzen Geschichte ergeben könnte.

Aber vielleicht sollte man sich einmal Gedanken machen, welche Restriktionen sinnvoll sind und welche man eher hinterfragen sollte.

Es gibt einige Maßnahmen, die sinnvoll und nützlich sind und die sich für eine längere Zeit durchhalten lassen.

Man kann sich daran gewöhnen, im Bahnhof, im Zug, in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, im Laden oder auch zu Fuß auf der Straße, wenn viele Leute unterwegs sind, eine Maske zu tragen und soweit möglich, etwas Abstand zu halten. Das bringt etwas und schadet nur relativ wenig. Wenn der Zug sehr voll ist, kann man eine besser Maske tragen, die auch dem Träger mehr Schutz bietet. Ich habe von den besseren Masken eine kleine Anzahl gekauft und trage sie, wenn z.B. im Zug fast alle Plätze besetzt sind. Normalerweise sitzen die Leute aber so, dass von vier Plätzen in einer Sitzgruppe nur zwei belegt werden, wenn das möglich ist. Die Masken wurden in Japan und einigen ostasiatischen Ländern schon vorher getragen, wenn z.B. jemand erkältet war und das Risiko, andere anzustecken, verringern wollte.

Bei Berufen und Tätigkeiten, die Homeoffice zulassen, sollte man das zumindest für einen Teil der Tage praktizieren. Es geht dabei nicht nur um das Ansteckungsrisiko am Arbeitsplatz selbst, sondern auch um die Arbeitswege. Wenn jemand in einer Tätigkeit, die sich prinzipiell für Homeoffice eignet, zuhause nicht sehr effizient arbeiten kann, sollte man auch die Option anbieten, im Büro zu arbeiten. Schon wenn ein größerer Teil der Leute Homeoffice macht, ist viel gewonnen für alle.

Mit den Schulen ist es ein bisschen ein trauriges Kapitel gewesen. Natürlich geht es auch darum, andere Kinder zu treffen. Aber nach dem, was ich gehört habe, haben es einige wenige Schulen, in der Regel teure Privatschulen, geschafft, das der Unterricht über das Internet einigermaßen effizient stattfinden konnte. Viele Lehrer und wohl auch ganze Schulen haben das nicht auf die Reihe bekommen und praktisch fast nichts gemacht in der Zeit. Ein Problem ist, dass es zwar viele gute Video-Software gibt, aber dass diese häufig mit den Datenschutzbestimmungen, an die Schulen gebunden sind, nicht vereinbar ist, so dass nur wenige Softwarelösungen übrig bleiben. Und die müssen dann bei Schülern und Lehrern laufen. Das ist lösbar, aber wie es scheint, nur von einem kleineren Teil der Schulen wirklich gut gelöst worden. Hinzukommt, dass dieses Thema noch äußerst emotional ist, weil es unserem Weltbild entspricht, dass Kinder ordentlich zur Schule gehen müssen. Die teuren Privatschulen haben hier natürlich im Vergleich noch einen Vorteil, weil dort bei den Familien meistens auch ein eigenes Zimmer für jedes Kind und ein eigener Computer für jedes Kind und eine gute Internetanbindung verfügbar ist oder gekauft werden kann. Und die Schule hat Geld für die Investitionen auf ihrer Seite. Trotzdem denke ich, dass dort noch Potential ist und man auch Lösungen finden könnte, bei denen die Kinder in der Schule vor Ort lernen, bei denen der Unterricht via Internet nicht gut funktioniert hat. Die Frage ist allerdings auch aufgetaucht, ob Schüler überhaupt viel zur Verbreitung der Krankheit beitragen, was angeblich nicht der Fall sein soll. Zu gewinnen gibt es aber auch etwas, wenn die Lehrer von zuhause arbeiten können und wenn die Schüler weniger Plätze in den öffentlichen Verkehrsmitteln belegen und dadurch für Berufspendler, die vor Ort arbeiten müssen, mehr Platz ist, um größere Abstände zu halten.

Wie sieht es aus mit Veranstaltungen und Orten, wo viele Leute aufeinander treffen? Sollen Kinos, Restaurants, Fitnessstudios, Sportarenen, Diskotheken, Karneval, Demonstrationen, Konferenzen, Festivals,… stattfinden? Oder gibt es Leute, die sich freuen, wenn man das Demonstrationsrecht einschränkt und vielleicht auch vergisst, die Restriktionen wieder aufzuheben? Ich denke, dass Restriktionen in diesem Bereich weh tun, weil es für einige Leute ein wichtiger Teil des Lebens ist oder weil die dahinter stehendes Businesse nicht beliebig lange ohne Einnahmen überleben können. Das sind also schmerzhafte Einschränkungen, die man sich gut überlegen sollte. Für typische Großveranstaltungen sehe ich tatsächlich im Moment keine Grundlage, aber es scheint sinnvoll, dass man z.B. Kinos, Restaurants oder Fitnessstudios erlaubt, offen zu haben, solange gewisse Sicherheitsregeln eingehalten werden.

Einige Länder haben Bahnverkehr und ÖPNV für einige Monate komplett eingestellt. Das sollte man nicht tun. In der Schweiz wurde vorbildlich der ÖPNV und der Bahnverkehr aufrechterhalten, aber zu den Zeiten, wo sehr viel weniger Fahrgäste unterwegs waren, um ca. 30% reduziert. Man sollte zur Kenntnis nehmen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in dieser schwierigen Zeit eine sehr wichtige Funktion für das Funktionieren des Landes wahrgenommen haben. Die Einnahmen sind aber naturgemäß sehr viel tiefer gewesen. Schwarzfahrer haben die Chance gesehen, ohne Fahrkarte zu fahren, weil zeitweise Fahrkarten überhaupt nicht kontrolliert wurden. Die Züge fuhren mit sehr viel weniger Fahrgästen und das war ja sogar erwünscht, um mehr Abstand zu ermöglichen. Vielleicht könnte man die Bahnen und die ÖPNV-Betreiber für diese Einnahmeverluste einmalig finanziell unterstützen, was sich z.B. mit einer Mineralölsteuererhöhung finanzieren ließe.

Es gibt Länder wie Neuseeland, die lange Zeit fast gar keine Fälle hatten. Es ist mehr als verständlich, dass diese Länder Einreise aus anderen Ländern erschweren. Generell sehe ich aber keinen Nutzen darin, Einreise aus Ländern und Regionen, die ein ähnliches Niveau an Infizierten aufweisen, zu verbieten, wie es zum Teil gemacht wurde und immer noch gemacht wird. Das ist Aktionismus, der Eindruck macht und einigen Leuten sogar gefällt, aber nichts bringt. Für Einschränkungen von Reisen aus Ländern mit sehr viel höherem Niveau habe ich Verständnis. Hier stellt sich aber die Frage, warum man z.B. in der Schweiz die Dauer der Quarantäne nicht verkürzen kann, wenn man einen Test macht. Auch wenn es ein Restrisiko gibt, dass der Test ein falsches Ergebnis liefert, so ist dieses Risiko im Vergleich zu dem Grundrisiko, das man bei verantwortungsbewusstem Leben sowieso hat, verhältnismäßig klein. Und jede unnötige Restriktion kostet auch etwas. 10 oder 14 Tage zuhause zu sitzen, kann Leute auch krank machen, zumindest wenn es ihnen schon vorher etwas schlecht geht.

Generell neige ich inzwischen dazu, das viel geschmähte schwedische Modell positiver zu sehen. Natürlich sollte man Maßnahmen, die viel bringen und wenig schaden, praktizieren. Auch in Schweden herrschte im Juni und Juli, als ich dort war, keine Normalität, sondern man lebte vorsichtiger, auch wenn es wenige konkrete harte Restriktionen und mehr Appelle an die Eigenverantwortung gab. Als großer Vorteil könnte es sich erweisen, dass die Menschen und auch die Ökonomie in Schweden noch nicht so „müde“ sind, wie in anderen Ländern. Es gibt also noch Spielraum für temporäre oder auch längerfristige Einschränkungen, wo das nötig ist und für mehr eigenverantwortliche Vorsicht. Wenn man dagegen in Ländern, die monatelang fast komplette „Lockdowns“ hatten, sieht, wie die Masken zwar getragen werden, aber als Kinnschutz, stellt sich die Frage wirklich, ob Schweden nicht am Ende mit am besten abschneiden wird. Eigenverantwortung wird und sollte immer die wichtigste Komponente bleiben, denn viele Dinge lassen sich nicht mit starren Regeln erfassen, aber man kann sie „richtiger“ machen. Nur als Beispiel, man kann täglich einkaufen oder einmal pro Woche oder vielleicht sogar nur alle 2 oder 3 Wochen. Man kann Homeoffice praktizieren, wo es möglich ist, effizient zuhause zu arbeiten und die Verkehrsmittel und Büros für diejenigen entlasten, die unbedingt vor Ort arbeiten müssen oder wollen.

Was auf jeden Fall vernünftig ist, ist auf konkrete Fälle reagieren. Mit genügend Tests wäre es eine Strategie, die Krankheit so auf Null zu bringen. Das scheint aber nicht dir reale Strategie der meisten Länder zu sein, mit wenigen Ausnahmen. Realistisch ist wohl heute, die Krankheit auf einem insgesamt erträglichen Niveau zu halten und auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffes zu setzen, der gegen Ende dieses Jahres oder im ersten Quartal des nächsten Jahres kommen könnte.

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Auftenthaltsgrund Beziehung

Es gibt diverse Gründe und damit Möglichkeiten, einen Aufenthaltsbewilligung für ein Land zu erhalten und natürlich Argumente dafür und dagegen und Diskussionen darüber, wie restriktiv bzw. einfach es überhaupt sein soll.

Ein Aufenthaltsgrund, der typischerweise sehr gut anerkannt wird, ist eine Beziehung, aber nur wenn die Partner verheiratet sind.

Das spiegelt nicht mehr die heutige Realität wider. Paare leben heute oft zusammen, ohne zu heiraten. In manchen Ländern (z.B. in der Schweiz) dauern Scheidungsverfahren bis zu acht Jahre, so dass diese Möglichkeit zumindest für eine lange Zeit gar nicht existiert. Dass es überhaupt so lange dauern kann, ist ein absolut unhaltbarer Zustand, aber Thema eines anderen Artikels… Paare sind heute auch Paare von zwei Männern oder zwei Frauen, für die das Heiraten in vielen Ländern noch nicht möglich ist.

In Europa haben viele Länder im Umfeld der EU miteinander weitgehende Freizügigkeit. Zu dem Umfeld der EU gehören neben den EU-Ländern selbst auch solche Länder wie die Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein, San Marino, Andorra und einige andere, die eng an die EU angebunden sind, ohne Mitglied zu sein. Aber das ist nur ungefähr die Hälfte von Europa. Viele wichtige und große europäische Länder sind nicht oder noch nicht in der EU, z.B. die Ukraine, Serbien, Weißrussland, Russland, Moldawien, Bosnien, Montenegro und Nordmazedonien. In der Schweiz sind zum Beispiel ein Drittel der Ehen, die geschlossen werden, gemischt-national. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Partner oder die Partnerin von jemandem, der in der Schweiz wohnt, aus einem anderen Land kommt, ist also recht hoch, um einmal die Schweiz als Beispiel zu verwenden. Ich denke aber, dass in anderen EU-Ländern auch eine große Anzahl von Menschen betroffen ist.

Ich denke, dass man unbedingt eine ernsthafte, auf längere Sicht ausgelegte Paarbeziehung als Aufenthaltsgrund genauso anerkennen sollte wie eine Eheschließung.

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Rogfast

Rogfast bezeichnet ein Projekt, einen Straßentunnel von Stavanger nach Norden zu bauen.

Dieses Projekt ist unter zwei Aspekten interessant.

Einerseits ist es beeindruckend, wie der längste Straßentunnel unter Wasser in relativ kurzer Zeit und für relativ wenig Geld gebaut wird. Warum schaffen die Norweger es, Tunnel so schnell und so billig zu bauen und andere Länder können es nicht und können es auch nicht von den Norwegern lernen? Oder zum Beispiel von norwegischen Firmen bauen lassen?

Andererseits ist es ein völlig anachronistisches Projekt, weil es einseitig auf den motorisierten Individualverkehr setzt und diesen massiv steigert und gleichzeitig Fahrradverkehr von und nach Stavanger außer nach Süden oder über Umwege von einigen hundert Kilometern illegal macht. So etwas sollte man heute nicht mehr bauen, sondern immer zuerst sicherstellen, dass umweltfreundliche Verkehrsmittel (Fahrrad, Bahnverkehr) von Verbesserungen profitieren.

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